Ach was bin ich doch für ein armer, bedauernswerter Mensch. Ein über den Tisch gezogenes, unschuldiges Opfer einer zunehmend – ach was: täglich – brutaler werdenden Konsumgesellschaft, die sich um das Schicksal des einzelnen Individuums sowas von rein gar nicht schert, dass es mindestens an seelische Grausamkeit grenzt. Dieser Artikel möge Leidensgenossen von mir aufrütteln! Vielleicht können wir uns irgendwo treffen und Barrikaden basteln, auf die wir dann mit wehenden Fahnen und geballten Fäusten klettern, um gegen „die da oben“ mal so ähnlich abzustänkern wie derzeit der Welt größter gewählter Narr, Donald Trump, gegen liberale Medien.
Verheißungsvoller „Aufstieg“ unter das Dach
Bis zum 1. Juli des Jahres 2016 ging es mir fantastisch. Ich hatte mir unter dem Dach unseres Häuschens ein feines Zimmerchen eingerichtet, das ich mir vornahm, zu einem bescheidenen Heimkino umzuwandeln. Von meinem bescheidenen Redakteurs-Salär hatte ich mir allerlei wunderbare Dinge zusammen gespart. Einen richtig dicken Onkyo AV-Receiver mit neun Kanälen, einen edlen Sony Blu-ray-Player sowie einen Topfield-Kabelreceiver.
Lautsprecher besaß ich schon. Nicht irgendwelche Lautsprecher, sondern ehemalige „Absolute Spitzenklasse“-Lautsprecher: die JBL 5000 Ti, die ich für seinerzeit 10.000 Deutsche Mark käuflich erworben und mit Teufel Ultima 40-Boxen für die hinteren Surround-Kanäle ergänzt hatte. Ein enorm pegelfester Center-Speaker stammt von Heco, die seitlichen Effekt-Lautsprecher kommen ebenfalls von JBL (Studio Monitor) und machen das 7.1-Setup zusammen mit einem 1000 Watt Yamaha Downfire-Subwoofer komplett.
Penible Suche nach dem „zukunftssicheren“ Smart-TV
Was fehlte noch? Genau: der Smart-TV! Natürlich hatte ich mich genauestens informiert. Tests gelesen, Datenblätter studiert, vor allem ganz stark auf Bewertungen von Käufern dieser oder jener Modelle geachtet. Denn das, was ein Bürger wie Du oder ich so vom Stapel lässt, ist meistens wesentlich aussagekräftiger als noch so präzise Messwerte und Diagramme.
Ich mache es kurz: ich entschied mich für den Samsung UE78JU7500. Ein richtig schnuckeliger 78-Zöller im total angesagten Curved-Design, zukunftssicher bis dort hinaus, in sämtlichen Magazinen gepriesen und gefeiert – der Hammer! Ich erstand die Kiste als so genanntes Europa-Modell zum Vorzugspreis von 5500 Euro. Und könnte es jetzt theoretisch ins Heimatmuseum stellen! Denn sowas von alt wie mein Hightech-TV wird selten was in so kurzer Zeit.
Restlose Begeisterung trotz heftiger Niederschläge
Zur Erinnerung: wir sprechen vom Juli 2016! Ist Samsung eine schlechte Firma? Niemals! Jederzeit wieder würde ich Produkte der pfiffigen Süd-Koreaner kaufen. Wurde mir unter falschen Voraussetzungen eine alte Gurke angedreht? Keinesfalls! Mein wunderbar designtes Prachtstück war voll auf der Höhe der Zeit. Hatte halt 4K-Auflösung, HDMI 2.0 und den ganzen Krempel, den man damals als „für die Ewigkeit geschaffen“ erachtete.
Meine Frau und ich waren – und sind – bis heute restlos begeistert vom Bild, das das Gerät liefert. Und es war bei weitem nicht unser erster High-Tech-TV! Angefangen haben wir mit einem Panasonic Viera mit dem Logo „HD Ready“. Er hat unseren Sony-Trinitron-Röhrenfernseher, den wir vorher besaßen, meilenweit abgehängt, obwohl es damals noch nirgends „HD Content“ gab. Wenige Jahre später legten wir uns noch einen Panasonic Viera mit der unermesslich gewaltigen Bild-Diagonale von 127 Zentimetern zu. Der war schon „Full-HD“ und außerdem ein Plasma.
Durch die Schwiegermutter kam der Wandel
Es fügte sich, dass Schwiegermamas oller Röhren-Sony nach beinahe 20 Jahren das Zeitliche segnete und ich als vortrefflicher Schwiegersohn sprach wie folgt: „Lass uns Oma (so nennen wir Schwiegermama wegen unserer Enkel) unser fast neuwertiges Gerät überlassen und uns mal sehen, ob wir nicht was anderes, eventuell günstigeres finden, das unseren Ansprüchen genügt“.
Oma sprang vor Freude im Dreieck. Ich heimlich auch, da ich bereits einen Samsung Plasma mit 163 Zentimetern Diagonale auf dem Zettel hatte und trotzdem als selbstloser, edler Spender eingeschätzt wurde. Nach meinem mit dem Heimkino-Projekt verbundenen „Aufstieg“ in das Dachgeschoss und einer Teilauszahlung der Lebensversicherung ließen wir es richtig krachen und orderten einen LG LED-Riesen mit 85 Zoll, der wirklich keinen Zentimeter breiter hätte sein dürfen, sonst hätte er wegen der Dachschräge nicht in die Hütte gepasst.
Grobmotorischer Volldepp mit Schraubenzieher
Ein Super Smart-TV mit allen Schikanen, ich schwör. Gleichzeitig warne ich alle Besitzer von edlen Fernsehern davor, mit spitzen Gegenständen wie zum Beispiel Schraubenziehern in unmittelbarer Nähe des Flatscreens zu hantieren. Da ich das erstens tat und zweitens handwerklich ein grobmotorischer Volldepp bin, geschah das Unglück, das mich beinahe dazu bewogen hätte, aus dem Kellerfenster zu springen: ich rutschte beim unsachgemäßen Hantieren mit dem Werkzeug ab und bohrte die stählerne Spitze in das riesige Display.
Feierabend! Die Jungs, die den zerstörten Gigant-TV abholten und den Neuen lieferten, freuten sich riesig über mein großzügiges Geschenk an sie: „Ey echt, mein Herr, bist du der Beste – geht dem noch?“
„Ja“, antwortete ich wahrheitsgemäß. „Er zaubert nur einen bunten, ganz schmalen Streifen im letzten Drittel der Bildfläche, aber eine Reparatur lohnt sich nicht. Habe mich schon erkundigt“.
„Weißt du, mein Herr – habe ich Schwager der kennt Mann von einer Cousine und die ist befreundet mit echte Bastler aus meine Heimat und kann reparichten das mit links in seine Freizeit. Haben wir in unsere Dorf Clubheim von unsere Fußballverein und winschen schon immer uns große Fernsäh fier gucke Fußball und so – hat dem Ding, wie heißt, Dreidä?“
„3D? Hatta“, sagte ich und packte gleich die Original LG-Brillen und einen älteren LG Blu-ray-Player dazu, was mir Glück- und Segenswünsche für ein jahrhundertelanges Leben in Gesundheit und Frische einbrachte. Noch heute höre ich das Freudens-Gejaule der zwei „Trucker“, als sie von dannen fuhren und ich müsste lügen, wenn ich nicht ein kleines bisschen stolz auf mich wäre.
Mehr Kontrast ging seltsamerweise doch
Aber zurück zum neuen Samsung. Kaum hatten wir uns an ein völlig neues „gecurvtes“ TV-Zeitalter gewöhnt, kam auf einmal HDR auf. „Wieder so ein Quatsch“, redete ich mir selbst ein. „Noch mehr Kontrast geht doch gar nicht“. Ging aber. Es mutete an wie kurz nach der Entdeckung Amerikas. Neue Farbräume aus einer neuen Welt. Mehr Helligkeit im Hintergrund. LED? Alter Käse! OLED hieß das neue Zauberwort, LG baute von heute auf morgen die besten Fernseher der Welt.
Bis QLED kam. Mit Quantum-Dots, anorganisch und deshalb gefeit vor der schnellen Alterung aller organischen Substanzen. Die Nachrichten der CES 2017 aus Las Vegas gaben mir endgültig den Rest. HDR10, DolbyVision, „mehr Licht“ als Goethe sich auf seinem Sterbebett jemals hätte vorstellen können.
Lasst uns Krisensituationen meistern!
Mein Onkyo-Brummer war ebenfalls nicht mehr gesellschaftsfähig. Hatte ja weder Dolby Atmos noch DTS:X. Und dann das ganze Gesumse um die Einführung der Ultra-HD-Blu-ray mit Oppo, dem Erlöser am Horizont – wohin soll das führen? Hat es überhaupt Sinn, wenn ich mir einen Ultra-HD-Blu-ray-Player wünsche? Kann ich HDR10 oder Dolby Vision genießen, wenn mein sieben Monate alter, prähistorischer Uralt-Samsung von HDR noch nie etwas gehört hat?
Soll ich lieber vernünftig sein und die uns ans Herz gewachsene Kiste bei der nächsten Sperrmüll-Sammlung vor die Tür stellen, um dann endlich in wirklich zukunftssichere Technik zu investieren? Haben wir überhaupt noch eine Zukunft, wenn Onkel Donald so weiter spinnt? Kommt bald wieder der Russe und Hightech interessiert uns auf einmal überhaupt nicht mehr? Liebe Kolleginnen und Kollegen da draußen: helft mir! Schildert mir Eure möglicherweise ähnlich gearteten Schicksalslagen und lasst uns überlegen, wie wir Krisensituationen meistern. Es muss doch noch Leute geben, die wie ich vor dem 1. Juli 2016 neue Smart-TVs gekauft haben. Meldet euch!
Also man kann zwar nicht leugnen, dass HDR das Bild schon noch verbessert hat und sowohl die aktuellen OLED’s wie auch QLED’s sehen schon wirklich super aus, aber: Die HDR-Standards etablieren sich ja gerade erst und gerade OLED hat noch viele Probleme, die es zu lösen gilt.
Ich denke, du hast eigentlich einen ganz guten Zeitpunkt erwischt und hast dir ja auch ein wirklich gutes und teures Gerät gegönnt.
Es wird immer nach einigen Monaten irgend etwas Neues geben, doch deshalb wird der TV nicht gleich um Welten besser. Bis es wirklich viele Player/Content für 4K gibt, werden noch 1-2 Jahre vergehen, HDMI 2.1 wird ebenfalls erst 2018 so richtig starten und wer weiß, wie weit LG und die anderen in 2-3 Jahren mit 4K-OLED’s, deren Problemen und auch deren Preisen sind.
Bis dahin wird es dein TV noch mehr als problemlos meistern und wenn du ehrlich bist, dann auch noch 5-10 Jahre länger, auch wenn du das vermutlich nicht erleben wirst (mit ihm zumindest) 😀
Hallo Udo, ich kann Dein Leiden vollkommen verstehen. Mein System ist zwar aus Oktober 2014 und damit etwas älter, die Probleme sind jedoch dieselben.
Seit dieser Zeit beheimatet mein Wohnzimmer folgendes System:
Smart-TV: Samsung UE78HU8590,
BluRay-Player: Samsung BD-F7500,
AV-Receiver: Onkyo TX-NR3010,
Boxen: 2x Teufel Cubycon®2 als 9.2-System.
Das Gemeine heutzutage ist: Will man nur eine Komponente verbessern, muss man nahezu das ganze System austauschen !
So liebäugele ich mit der Anschaffung eines UHD-Players mit HDR. Kann ich zwar kaufen, wird mir allerdings nicht besonders viel nützen, da der Fernseher zwar 4K kann, aber kein HDR. Somit würde sich zwar das Bild in der Schärfe verbessern, nicht jedoch im Kontrast. Selbst wenn ich diese Kröte schlucken würde, müsste ich zudem auch noch den AV-Receiver tauschen, da mein jetziger kein 4K durchleiten kann. Der UHD-Player müsste direkt an den Fernseher angeschlossen werden in der Hoffnung, dass über den ARC-Rückkanal noch ein halbwegs vernünftiger Ton rauskommt.
Das Allerschlimmste aber ist: Selbst wenn ich den Smart-TV und den AV-Receiver gegen aktuelle Modelle tauschen wöllte, müsste ich immer noch Kompromisse eingehen.
Beispiel AV-Receiver: Ich würde gerne mein aktuelles 9.2 Setup auf ein Dolby Atmos fähiges 9.2.4 Setup aufrüsten. Die Satelliten habe ich sogar schon gekauft als ich feststellte, dass bei Teufel die weißen Cubycon®2 Satelliten ausliefen. Jedoch gibt es derzeit im Heimanwenderbereich keinen einzigen Hersteller, welcher einen AV-Receiver mit „echten“ 13.2 Kanälen und Endstufen anbietet. Somit sind durch neue Formate zwar die möglichen Kanäle gestiegen, die Hersteller ziehen jedoch hierauf nicht nach. 11.2 ist derzeit das Maximum.
Beispiel Smart-TV: Ich habe derzeit eine umfangreiche 3D-BluRay Sammlung. Mit einen neuem Samsung TV könnte ich diese nicht mehr nutzen ! Hallo Samsung: Denkt Ihr wirklich, ich gebe 15 Tausend Euro (oder vielleicht auch noch mehr) für Euren QLED-Fernseher aus, wenn er nicht 3D kann ? Zumal, die Technik ist ja da, man muss es nur wollen, diese auch in die Fernseher einzubauen. Und seien wir doch mal ehrlich, wieviele von den immer neuen Smart-TV Funktionen werden denn wirklich gebraucht ?
Ich kann die Meinung im Kommentar von Byron nicht unbedingt teilen, da es für Heimkinofreunde mit gehobenen Ansprüchen schon frustrierend ist, wenn man mit relativ neuer Technik im nächsten Jahr bereits gefühlte Lichtjahre veraltet ist. In einem muss ich ihm allerdings recht geben: Ich versuche mit dem Fernseher und dem AV-Receiver jetzt schon so lange zu warten bis sich abzeichnet, wohin die Reise geht und welche Technik und Formate sich durchsetzen werden.
Hab mir Anfang Mai 2016 nach langer Recherche den Panasonic DMP-UB900EGK und Panasonic TX-65DXW904 gegönnt (mit HDR :P) und meinen alten 2009er 48″ Sony Fernseher / Blu Ray Player ins Schlafzimmer verfrachtet.
Mein 2009er Sony Receiver tut noch seinen Dienst aber er „spinnt“ ab und zu, daher werde ich den wohl dieses Jahr wechseln (mein Favorit ist Denon) und meine Teufel Lautsprecher (5.1) mit den LT 5 licensed by Dolby Atmos „Ausbau-Set Säule“ ergänzen. Und zwar nur vorne da ich letztes Jahr aufwendig Kabel unter Putz verlegt habe und keine Lust habe die Wände wieder aufzureißen.
Mir war und ist immer bewusst, Elektronik gekauft und bevor das Ding bei mir ankommt, ist es veraltet. Nach 4K wird 8K kommen, und danach wird es wieder was besseres geben, ist nun mal so.
Vermutlich werde ich dann 2023 mir wieder einen neuen Fernseher kaufen.
Der Kaufimpuls war letztes Jahr das Erscheinen der UHD Blu Ray, vorher war zwar 4K Fernseher ganz „nett“ aber ohne Inhalt auch irgendwie sinnbefreit.
Renne nicht jeden technischen Trend hinterher (kann und will ich mir auch gar nicht leisten) und rüste nur dann um wenn es sich auch wirklich lohnt. Z.B. wenn es einen bezahlbaren 85″ 8K Fernseher mit entsprechenden Inhalten gibt … womit ich wieder im Jahr 2023 bin 😀