Vor rund einem Monat haben wir darüber berichtet wie Intelsat in Kooperation mit Ericcson erfolgreich ein 60 FPS Ultra HD-Signal via Satellit ausgeliefert hat. Dies hat uns dazu veranlasst bei Intelsat einmal nachzuhaken und einige Fragen an Intelsats Vorstandsmitglied Peter Ostapiuk, zuständig für das Ressort Media-Produktmanagement, zu stellen.
Hallo Herr Ostapiuk, Intelsat hat kürzlich in Zusammenarbeit mit der Ericcson ein UHD-Signal mit 60 FPS über Satellit übertragen. Können Sie uns mehr über dieses Projekt erzählen? Was waren Ihre Ziele und wie bewerten Sie die Ergebnisse?
Wir haben diese Übertragung eines live verschlüsselten 4K-UHD-Signals via Satellit in Nordamerika mit dem Galaxy 13 der Intelsat erzielt. Ericcson hat die Videoeingabe in Höhe von 100 Mbps mittels ihrer AVP-2000-Contribution-Encoder und ihre RX8200-Receiverin Echtzeit ver- und entschlüsselt.
Die Demonstration lieferte ein 4K-UHD-Signal mit 4:2:2 10-bit bei 60 Bildern pro Sekunden oder p60. Das hat jede „verschwommene“ Bewegung in Filmen mit vielen schnellen Bewegungen, wie zum Beispiel im Sport, „ausgebügelt“. Die Übertragung war qualitativ äußerst hochwertig. Das hat den Bildern eine Tiefe, wie man sie mit 3D hinbekommt, verliehen. Das war echt ein unglaubliches Erlebnis.
Ericcson hat die aufgenommenen Inhalte bereitgestellt. Das Bildmaterial – Personen, die spazieren gehen oder surfen, der Zoo, ein Sonnenuntergang – stammte von den Kanarischen Inseln. Die Sequenz war der Programmgestaltung des Discovery Channels sehr ähnlich. Es gibt heute noch nicht viel Material in 4k.
Der Punkt der Demonstration war der, nachzuweisen, dass die Satellitentransponder, so wie sie heute sind, in der Lage sind, die Bandbreite, die man zur Übertragung in 4K via Satellit braucht, aufnehmen zu können. Ich bin davon überzeugt, dass diese Demonstration sehr erfolgreich war und dass sie bewiesen hat, dass wir startklar dafür sind, das Programm eines kompletten Tages in diesem neuen Format übertragen zu können.
Wir planen, so sich die Technologie weiter verbessert, weitere Übertragungen sowohl mit einigen Sendern als auch mit DTH-Anbietern (direct-to-home). Es werden neue Elemente der Lieferkette verfügbar sein. Wir arbeiten weiter daran, eine durchgängige Lieferung der Inhalte der Inhaltseigentümer direkt nach Hause gewährleisten zu können.
Sie haben die Beteiligung von Ericsson bereits erwähnt. Wie begann die Zusammenarbeit zwischen der Intelsat & der Ericcson? Worin ergänzen sich die beiden Unternehmen?
Es lag auf der Hand, dass wir Ericcson, die ja schließlich ein Pionier bezüglich der Komprimierungssysteme der nächsten Generation und darüber hinaus einer unserer langjährigen Partner sind, für diese Demonstration ins Boot holen. Wir haben uns über die Zusammenarbeit mit Ericcson bei diesem Projekt gefreut. Und wir sind davon überzeugt, dass uns unsere Kooperation den Weg für das UHD-TV via Satellit freimacht.
Unsere zwei Unternehmen verfügen über immens viel Sachverstand. Dadurch sind wir in der Lage, den Bedarf der Sender und Programmgestalter vorhersehen zu können und sie, wenn sie für die Übertragung in UHD startklar sind, dabei zu unterstützen.
Beide Unternehmen verfolgen das Ziel, die Videoqualität zu verbessern und so das Erlebnis für den Verbraucher zu steigern. Und die Entwicklung des kompletten 4K-Ökosystems erfordert die Zusammenarbeit mehrerer Unternehmen.
Das Video-Demo wurde über den Satelliten Galaxy 13 übertragen. Können Sie uns mehr zu diesem Satelliten sagen? Und wie viele Satelliten betreibt Intelsat?
Wir haben den Galaxy 13 verwendet, weil er unsere und die HD-Umgebung der Mehrheit unserer Kunden, die über die MPEG-4- oder DVB-S2-Formate verfügen, darstellt. Sie verwenden üblicherweise eine höherwertige Modulation und arbeiten mit einem wirklich hohen Datendurchlauf. Darüber hinaus haben die Bodenelemente und die Kabelkopfstellen, die in Richtung des Galaxy 13 ausgerichtet sind, sehr robuste Antennen.
Der Galaxy 13 ist einer von über 50 Satelliten, die Intelsat betreibt. Hierzu gehören auch 28 Satelliten, die Teil der Videoumgebungen sind. Unsere Satelliten ermöglichen es den Sendern und Programmgestaltern, Video-Inhalte sowohl regional als auch weltweit in SD, HD und zukünftig auch in UHD senden zu können.
Intelsat, die jeweils einen von vier Fernsehsendern über fixe Satelliten transportieren und annähernd 500 HD-Kanäle übertragen, ist für die Sender und Programmgestalter ein Hauptpartner. Intelsat stellt, egal, ob die Olympischen Spiele, ein Konzert oder eine royale Hochzeit übertragen werden sollen, Satellitenlösungen für die Programmübertragung an die Zuschauer in der ganzen Welt bereit.
Wann sind die Ultra HD-Inhalte Ihrer Meinung nach für den Massenmarkt verfügbar? Erwarten Sie Probleme? Und wenn ja, welche?
Wir müssen in Bezug auf den Zeitstrahl realistisch sein. Die Übertragung von SD (Standard Definition) in HD (High Definition) hat fast 10 Jahre in Anspruch genommen. Und in einigen Segmenten ist das SD immer noch stark vertreten. Wir übertragen bis heute eine Menge SD-Kanäle über unsere Satelliten. Das braucht noch Zeit. Wir müssen uns dahin gehend, alle Teile der Technologie beisammenzuhaben, in Geduld üben. Außerdem müssen wir Geschäftsfälle entwickeln, um dafür zu sorgen, dass dies nicht einfach nur eine technologische Spielerei bleibt.
Darüber hinaus muss die Branche dafür sorgen, dass die Technologie nicht zu weit am Bedarf des Verbrauchers und der Verfügbarkeit der Inhalte vorbeischießt. Die Medienunternehmen müssen gewährleisten, dass Inhalte in großen Mengen zur Verfügung stehen, die sich die Verbraucher auf 4K-Bildschirmen anschauen können, und dass die Pay-TV-Betreiber entsprechende Services anbieten, bevor wir diese Technologie beim breiten Publikum bewerben.
Denn es wird kurzfristig nicht alles in 4K zur Verfügung stehen. Das hängt zum Teil mit den Kosten, zum Teil aber auch mit den Verbrauchern zusammen. Einige Inhalte wie beispielsweise Nachrichtenkanäle funktionieren in 4K nicht so gut. Sportprogramme hingegen würden sich besonders gut für dieses Format eignen. Hier könnten wir den Zuschauern und natürlich gerade den Sportfanatikern unmittelbare und unvergessliche Eindrücke liefern.
Können Sie uns abschließend einige allgemeine Informationen über Intelsat sowie ihre Zukunftspläne und Projekte geben?
Intelsat betreibt seit fast 50 Jahren eine der weltweit größten Flotten kommerzieller Satelliten. Unser Unternehmen liefert sowohl Video- als auch Daten- und Stimm-Inhalte innerhalb der ganzen Welt. Somit bieten wir den Sendern und Programmgestaltern, aber auch den Dienstleistern und Telekommunikationsbetreibern die Möglichkeit, den Endverbrauchern einmalige Dienstleistungen anbieten zu können.
Darüber hinaus besitzt und betreibt das Unternehmen das terrestrische IntelsatOne-Netzwerk mit acht strategisch platzierten Teleports und über 36.000 Meilen an gemieteten Glasfaserkabeln, um eine Verbindung zwischen Raum und Boden bereitzustellen. Das IntelsatOne, das komplett in die Intelsat-Flotte mit über 50 Satelliten eingebunden ist, stellt eine optimale Lösung hinsichtlich des Bedarfs und der Anforderungen der Sender dar.
Wir sind durch unsere Infrastruktur im Speziellen dazu in der Lage, die Übertragung sowohl bestehender als auch neuer SD- / HD-Kanäle, die in diesem Jahr auf den Markt gebracht werden sollen, zu unterstützen. Aber die Sender können unsere Satelliten auch dazu verwenden, ihre Programme in mehreren Versionen auszustrahlen, um somit den unterschiedlichen Bedarf der Zuschauer einer Region abzudecken.
Im letzten Jahr haben wir das Intelsat EpicNG angekündigt. Hierbei handelt es sich um unsere leistungsstarke Satellitenplattform der nächsten Generation. Dies ist eine globale Hochdurchsatztechnologie, mit der die Kunden ihre Angebotspalette erweitern können.
Die Intelsat EpicNG-Technologie passt sich perfekt an die zukünftigen Anforderungen der Sender an. Die Sender haben mittels dieser leistungsstarken Lösung mit einer offenen Architektur die Möglichkeit, ihre aktuellen Angebote sogar noch zu übertreffen. Die Regionalisierung der Kanäle wird dadurch nicht nur vereinfacht, sondern auch wirtschaftlicher. Die 4K-Nachfrage wird abgedeckt. Das ermöglicht eine kosteneffiziente Übertragung mit einem Hochdurchsatz des komprimierten 4Ks.
Die Plattform umfasst anfänglich zwei Intelsat-Satelliten der Epic-NG-Klasse, den Intelsat 29e und den Intelsat 33e, mit erwarteten Dienstleistungsdaten in 2015 und 2016. Die gesamte Plattform soll dann später den weltweiten Bedarf abdecken.
Vielen Dank für das Interview Herr Ostapiuk.