„Inzwischen ist die Werbung für TVs bei der Waschmittelwerbung angelangt. Leider“. Dieser Kommentar von unserem Leser Helmut Burkhard wurde knapp vor dem Beginn der CES 2017 in Las Vegas bei uns veröffentlicht. Und in der Retrospektive kann ich mich dieser Aussage nur anschließen: vollkommen richtig!

Können Sie mir auf Anhieb sagen, welche 4K-Fernseher von welchem Hersteller das beste Bild haben und mir – wenn auch nur rudimentär – erklären, warum? Ultra-HD ist sowieso Voraussetzung; aber dann geht die Gaudi los! Mit oder ohne HDR? Sagen wir: mit. Aber welche Art der Kontrast-Maximierung darf´s dann denn sein? Das ordinäre HDR10 oder das noble Dolby Vision? Gesetz dem Fall, wir plädieren für Dolby Vision – wird in naher Zukunft auch genügend „Content“ zur Verfügung stehen oder platzt die Seifenblase plötzlich, weil irgendwo irgend jemand mit einer ganz anderen Lösung um die Ecke kommt?

Das schlechteste System setzte sich durch

Kann nicht sein, meinen Sie? Denken Sie an die lange Schlacht vor der Einführung der Videorecorder. Das VHS-System hat sich durchgesetzt, obwohl es eine deutlich schlechtere Qualität als Sonys Betamax lieferte. Grundigs Video 2000 war irgendwie von vornherein zum Scheitern veruteilt. Die Laser-Disc, so groß wie eine Langspielplatte, verschwand nach kurzer Zeit samt Playern in der Versenkung. Teure Schüsse in den Ofen.

Ich glaube nicht, dass heutzutage alles einfacher ist. HDR, OLED, QLED, Quantum-Dots, Nanozellen, Slim Backlight Drive, quad-edge LED Struktur, X-Reality Pro, UHD, SUHD, Super UHD und natürlich Pixel, Pixel, Pixel. 4K etabliert sich immer noch auf etwas wackeligen Beinen, da fasst der 66-jährige taiwanesische Milliardär Terry Gou den Entschluss, in China für 8,8 Milliarden Dollar eine riesige Fabrik zu bauen, in der fast ausschließlich 8K-Displays hergestellt werden.

Backlight wird mit Phosphor befeuert

2018 – das ist nächstes Jahr! – sollen die ersten Exemplare vom Band laufen – fängt der ganze Krampf dann wieder von vorne an? Müssen wir nach dem Schritt von 8 auf 10 Bit Farbtiefe 12 oder 14 Bit erreichen? Oder resignieren wir, bestellen in der Kneipe „bitte ein Bit“ und sind  zufrieden (kleiner Scherz!). Das Backlight wird immer heller, OLEDs und QLEDs immer leistungsfähiger, Quantum-Dots schaffen Quantensprünge, Farbräume erweitern sich ins Endlose, Kontrastumfänge explodieren. Panasonic und Sony verbauen in ihren 2017er Modellen Phosphor-LEDs und ob es eine prima Idee des Hersteller-Verbandes Ultra HD Alliance war, sich das Logo „UHD Premium“ auszudenken, das kommende HDR-fähige Mattscheiben klassifizieren soll, weiß ich nicht.

Dann der ganze Hype um die Helligkeit! Tausend Candela pro Quadratmeter sind Pflicht, um die Anforderung von „UHD Premium“ zu erfüllen. Es ist noch gar nicht so lange her, da begnügte sich das Volk mit 150 bis 300 Candela und hielt einen Kontrast von 20000:1 für Utopie. Wie in der Zeitschrift „Computer Bild“ nachzulesen, tüftelt man in den Dolby Laboratories derzeit an Super-Monitoren mit Wasserkühlung (!), um „gleißende 10000 Candela“ zu erreichen. Brauchen wir das wirklich?

Zauberlehrling als mahnendes Exempel

Finden wir es eines Tages vielleicht sogar toll, mit der Sonnenbrille auf der Nase vor unserem Super-Ultra-Über-HDR-Nanozellen-Quantum-Dot-Monster im Wohnzimmer zu hocken und die grandiose Blendwirkung zu bejubeln? Ich weiß es auch nicht. Die Kernproblematik der Geschichte gleicht dem Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe „Der Zauberlehrling“, das auch als Parabel durchgeht: „Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los“.

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