Ausgerechnet dieser Hitler! Die Olympischen Sommerspiele des Jahres 1936 wurden sehr zur Freude des Führers mittels der ersten elektronischen Fernsehkamera von Emil Mechau in noch sehr dünn gesäte Berliner Fernsehstuben übertragen. Den Beginn des vollelektronischen Fernsehzeitalters läutete ein revolutionäres Gerät ein, das im Nazi-Jargon martialisch „Olympiakanone“ genannt wurde. 14 Jahre später lag der Schutt des untergegangenen „Tausendjährigen Reichs“ noch vielerorts herum, der Führer schmorte längst in der Hölle und der Nordwestdeutsche Rundfunk startete vom Hochbunker Heiligengeistfeld in Hamburg ein Fernseh-Versuchsprogramm.
Drei Tage in der Woche genossen es privilegierte Bürger, „durch die Mattscheibe in die Röhre“ zu blicken und es sollte bis zur Jahrtausendwende dauern, bis immer wieder optimierte bildgebende Verfahren auf Basis von Röhren und Transistoren aus den Geräten der Unterhaltungselektronik verschwanden.
Bei allen Vorteilen, die Flatscreens so mit sich bringen – bei der Auswahl des „richtigen“ TVs für das Wohnzimmer oder Heimkino tut man sich ob des riesigen Angebotes nicht mehr so leicht wie im „Röhrenzeitalter“. LED, OLED, LCD, QLED, Quantum Dots, Backlight – und warum gibt es eigentlich keine Plasma-Bildschirme mehr? Die waren doch erste Sahne! Und werden von nicht wenigen jungen Nostalgikern schmerzlich vermisst.
Mein Schwiegersohn zum Beispiel ist an und für sich ein pfiffiges Kerlchen. Wesentlich schlauer als ich, deshalb auch Lehrer für Deutsch und Geschichte an einem Gymnasium. Und trotzdem altmodisch, nö: „vintage“, wie sonst was! Der Mann hört ausschließlich Schallplatten! Ihr wisst schon, solche schwarzen Vinylscheiben, für die man ein Grammophon, quatsch: einen Plattenspieler braucht. Wenn ich dem mit meinem neuen SUHD von Samsung komme, winkt er zwar nicht gerade genervt ab, lässt mich aber seine Überzeugung spüren, dass sein oller Panasonic-Plasma bildmäßig „besser drauf“ ist.
Super-Kontrast durch „Local Dimming“
Das kann doch nicht wahr sein! Oder? In der PC Welt habe ich gelesen, dass Plasma-Geräte grundsätzlich ein dunkleres, kontrastreicheres Bild als zum Beispiel LCD-Schirme liefern. Super für eingefleischte Cineasten, die sich in abgedunkelten Räumen hauptsächlich Spielfilme reinziehen, nicht so gut für TV-Konsumenten, die in normal ausgeleuchteten oder von Tageslicht erhellten Räumen fernsehen wollen. Das dürften wohl die meisten Leute sein.
„Plasmas können echtes Schwarz, LCDs nur dunkles Grau. Basta.“ Ein uraltes Sprichwort des Herrn Lehrer, dem ich dann regelmäßig mit dem Argument in die Parade fahre, dass das Liquid Crystal Display, also der Flüssigkeitskristall-Bildschirm, schon längst ein alter Hut ist und Hersteller mittlerweile grandiose Techniken anwenden, um unter Zuhilfenahme von Light Emitting Diodes (LEDs) möglichst hundertprozentigen Schwarzwerten noch näher zu kommen.
Zum Beispiel mit hochmodernen Leuchtdioden, die gedimmt, zum Teil sogar ganz abgeschaltet werden, um perfekte dunkle Bildpartien und maximalen Kontrast-Umfang zu liefern. Für dieses Local Dimming muss zwar der gesamte Bildschirm mit LEDs ausgeleuchtet sein, was Verkaufspreise sicherlich nicht drückt, aber zielführend ist. „Die Direct-LED-Technik ist Plasma mindestens ebenbürtig“, rufe ich dem Herrn Schwiegersohn an dieser Stelle aus sicherer Deckung heraus zu.
Mit dem entscheidenden Vorteil, dass der Stromverbrauch im Vergleich zum Plasma-TV fast um die Hälfte reduziert wird! Bei nicht so teuren LCD-Fernsehern kommt die „Edge-LED-Technik“ zum Einsatz: Dioden am Rand des Panels beleuchten von dort aus den gesamten Bildschirm bei gleichbleibender Lichtstärke. Eine selektive Helligkeitssteuerung ist nicht möglich. Auf der Bildfläche eingebrachte Spiegel bewerkstelligen eine ausgewogene Ausleuchtung des kompletten Schirms.
Aufgrund des Edge-LED-Verfahrens sind die Geräte sehr flach gebaut und dadurch recht empfindlich. Bereits beim unsachgemäßen Transport können Verformungen des Flatscreens zu negativen Effekten wie „Clouding“ (helle Flecken) oder „Branding“ (helle oder dunkle Streifen bei schnellen Kamerabewegungen) führen.
Wer sich für Direkt-LED-Backlight entscheidet, erhält ein robusteres Gerät mit besserer Bildwiedergabe. „Local Dimming“ lässt exponierte Stellen auf dem Schirm indirekt stärker oder schwächer glimmen, woraus ein großartiger Kontrast-Umfang resultiert.
Mit weißem Licht begann Siegeszug der LED
Möglicherweise legt jetzt der eine oder andere Leser die Stirn in Falten und fragt sich, weswegen überhaupt so ein Hype um die LED-Technik entstanden ist? Nicht nur bei Fernsehern, sondern auch bei Auto-Scheinwerfern und überhaupt bei Leuchtmitteln aller Art. Und gibt es eigentlich überhaupt noch LCD-Displays? Die wurden doch vor nicht allzu langer Zeit als DIE Zukunftstechnik schlechthin angepriesen? Der Reihe nach.
Man schrieb das Jahr 1907, als der Engländer Henry Joseph Round im Rahmen eines Experiments feststellte, dass elektrische Spannung bestimmte anorganische Stoffe zum Leuchten bringt. Es dauerte indes noch bis 1962, bis man die erste industriell produzierte Leuchtdiode mit rotem Licht bestaunen konnte. Erst nach Verwendung der Halbleitertechnik erweiterte sich die Farbpalette auf Orange, Gelb und Grün. LEDs wurden für Ampeln, digitale Uhren und Anzeigegeräte aller Art verwendet.
1995 dann so eine Art Quantensprung. Es gelang Wissenschaftlern, der Diode durch die Beimischung spezieller Leuchtstoffe, klares, weißes Licht zu entlocken. Heureka! Das Farbspektrum war komplett, der Siegeszug begann. LEDs liefern eine hervorragende Lichtausbeute, sind extrem langlebig und sparsam im Stromverbrauch. Dass die ersten vorgestellten Fernseher noch sehr teuer waren, kann man sich vorstellen, deswegen dauerte es mehrere Jahre, bis LCD-Geräte mit Leuchtröhren sowie Plasma-TVs so gut wie „verdrängt“ waren.
Obgleich LCD- und LED-Fernseher mit identischen Panels arbeiten! Jeder LED nutzt einen LCD-Bildschirm! Das bläue man sich ein oder schreibe es sich hinter die Ohren! Nur die wuchtigen Kaltkathoden-Lampen, die als Bestandteile erster Generationen von LCD-Displays viel Platz brauchten und kaltes, bläuliches Licht erzeugten, in dem sattes Schwarz durch gräuliches Grau ersetzt wurde, hat man ausgemustert und fortan LEDs verbaut.
Jeder einzelne Pixel vor den Flüssigkeitskristallen erzeugt dank drei eigener Farbfilter grünes, blaues oder rotes Licht. Um alles aus LED-Displays herauszuholen, wird die schon erwähnte Direct-LED oder die Edge-LED-Technologie angewandt.
„Organisch“ ist nicht nur ein Vorteil
OLED-Fernseher von LG machen derzeit Furore, gehen in fast allen Tests als Sieger hervor. Wenn man so will, kochen auch sie nur mit Wasser, sprich: basieren auf LED-Technik. OLEDs bestehen lediglich ausschließlich aus organischen Stoffen und können weiches, diffuses Licht ausstrahlen. Zusätzliche Leuchtmittel für Kontrast und Helligkeit werden dank dieser Eigenschaft überflüssig. Nie gab es ein besseres Bild, OLED ist zurzeit konkurrenzlos gut. Aber es gibt auch ein ABER! Schon nach wenigen Jahren büßen die organischen LEDs viel Leuchtkraft ein und werden sichtlich matter. Kein Wunder, denn was organisch ist, das lebt, altert, vermodert und verfällt auch. Jeden Tag, an dem ich gezwungen bin, in den Spiegel zu schauen, wird mir das in aller Dramatik klar.
Die Entwicklung lässt sich jedoch nicht bremsen. Samsung und LG sind mit der QLED-Technik (Quantum-Dots) in einem frühen Stadium. Die sehr realistischen Ziele: Strom sparen, Auflösung verbessern, Farben optimieren. Mittel zum Zweck sind Quantenpunktdisplays. Ein Quantenpunkt ist eine extrem winzige Struktur aus Halbleitermaterialien im Nanobereich – ein menschliches Haar ist fast 8000 mal dicker. Über Quantenpunkte kann man die Frequenz des ausgestrahlten Lichtes und damit seine Farbe und Helligkeit beliebig verändern. Ein QD-Display verbraucht nur halb so viel wie ein LED Display mit Hintergrundbeleuchtung. Das sichtbare Spektrum des Lichtes und die Auflösung des Bildes sind hingegen wesentlich höher.
Wenn ihr mich nicht verpetzt, gebe ich zu, dass mein Schwiegersohn nicht komplett unrecht hat. Um wirklich sensationell gute Bilder zu erzeugen, benötigen Plasma-TVs überhaupt keine Hintergrundbeleuchtung. In jedem einzelnen Bildsegment befinden sich drei Gaskammern, die von Elektroden zum Leuchten gebracht werden. Der Samsung, der in unserem Wohnzimmer hängt, muss sich vor dem „großen Bruder“ in meinem Arbeitszimmer keinesfalls verstecken. Kinofilme gucken macht damit immer noch viel Spaß, hat beinahe etwas Nostalgisches. Bei Football und Formel-1 sieht es ganz anders aus. Da würden die Popcorn-Kino-Farben gewiss bald nerven. Schließlich ist man Besseres gewohnt!