Ohne App geht nichts mehr. Wie man in gar nicht so lange vergangen Zeiten digitale Quellen „anzapfte“, weiß heute fast kein Mensch mehr. Einerseits werden „historische“ Apparate wie CD-, SACD- oder Plattenspieler arrogant belächelt, andererseits wächst die Klientel der Kunden, die mit großer Begeisterung „altmodisch“ werden und sich – zum Beispiel – für den Super Audio Player DCD-1600NE von Denon interessieren.
So ein Gerät, das 1100 Euro kostet und lediglich in der Lage ist, kleine silberne Scheiben abzuspielen, wird in den meisten Kreisen der Bevölkerung kritisch beäugt. Stärkstes Argument der Zweifler: so was braucht heute niemand mehr – wofür gibt es schließlich Musikdateien und Streaming-Anbieter?
Hi-Res auf die klassische Art
Genauerer Blick in die Bedienungsanleitung – ach so, der Denon spielt außer CDs auch SACDs oder DVDs mit Hi-Res-Dateien (DSD oder PCM) ab. „Beim DCD-1600NE haben wir uns kein geringeres Ziel gesetzt, als das Idealmodell eines Disc-Players zu schaffen: einen Player mit extrem hoher Präzision beim Lesen von Discs, der makellose Signale zum Verstärker sendet“, teilt der Hersteller in asiatischer Bescheidenheit mit.
Man habe Schaltungen mit extrem kurzen Signalwegen konzipiert und insgesamt so weit wie möglich verkleinert. Die Ingenieure hätten die Halterungen des Disc-Antriebsmechanismus und das Gehäuse neu gestaltet, um die Unempfindlichkeit gegen Vibrationen weiter zu verbessern und damit dem größten „Feind“ von Disc-Playern die Stirn zu bieten.
Upsampling nach Art des Hauses
Daten würden nun mit beispielloser Fehlerfreiheit gelesen und ausschließlich reine Signale direkt an den Advanced AL32 Processing Plus-Schaltkreis gesendet. Dieses Upsampling-Verfahren hat im Hause Denon eine lange Tradition.
Die neueste Version der bewährten Technologie von Denon arbeite mit speziellen Dateninterpolationsalgorithmen und unterstütze auch hochauflösende Zuspielquellen. In großen Datenmengen, heißt es, interpolieren die Algorithmen fehlende Punkte, um glatte Wellenformen zu erzeugen, die dem natürlichen Signal so nahe wie möglich kommen.
Restauration der Daten
Informationen, die bei der Digitalaufzeichnung verloren gingen, würden sorgfältig restauriert. Auf diese Weise entstehe eine hoch detaillierte, störungsfreie, präzise lokalisierte, in den tiefen Frequenzbereichen überwältigend ausdrucksstarke und insgesamt verblüffend originalgetreue Klangwiedergabe.
Uff. Große, dennoch wahre Worte, wenn man Testredakteuren glaubt. Das Magazin Stereo zum Beispiel stufte den klassischen Scheibendreher als „exzellent“ ein. „Der Denon ist ein hervorragender, musikalischer CD/SACD-Spieler, der seine hohe Klasse aus technischer Sorgfalt bis ins Detail und erstklassiger Technik – auch ausdrücklich dem AL 32 Processing des Wandlers – zieht“.
Wer braucht sowas?
Stereoplay kommt in der aktuellen Ausgabe 08/2017 schneller auf den Punkt. „Klanglich ohne Fehl und Tadel: sauber ausgewogen und musikalisch“. Frage: Wer braucht sowas? Für Zeitgenossen, die an komprimierten Formaten wie MP3 nichts zu kritisieren haben, wäre dieser edle Player mit Sicherheit eine Fehlinvestition.
So wie er sich optisch und akustisch präsentiert, passt er in die Wohnzimmer audiophiler „Feinschmecker“, die noch über große Mengen physischer Datenträger verfügen und begeistert jubilieren, wenn selbst alte Scheiben aus den Anfängen der CD-Epoche wunderbar frisch und rund klingen. Der Denon peppt die Silberlinge in ganz dezenter, niemals plakativer Art auf und serviert sie sozusagen „auf dem Punkt“.
Hallo, ich sehe die Entwicklung der HiFi-Geräte gerade bei Denon auch kritisch. Schon bei der Kombination PMA-2500NE/DCD-2500Ne fand ich es sehr unsinnig, dass der USB-BDAC vom SACD-Player in den Verstärker gewandert ist und der SACD-Player wieder zum reinen DISC-Player degradiert wurde.
Klar, man kann nun den Verstärker alleine über einen PC oder am TV betreiben und in einer Kombination aus Verstärker und SACD-Player aus der neuen NE-Serie mit einem Netzwerkplayer wie dem DNP-730AE oder dem (hierzulande leider nicht erhältlichen) DNP-2500NE vermisst man nichts und auch schon vorher war der USB-A-Port am SACD-Player im Vergleich recht nutzlos, da er nur MP3/WMA und WAV (DCD-2020AE) bzw. AAC (DCD-1520AE) auf FAT32-Datenträgern lesen konnte und das mit sehr umständlicher Bedienung über das kleine Display. Das kann der DNP alles viel besser.
Aber so zahlt man jetzt alles dreifach: Der Verstärker braucht eine hochwertige Digitalsektion nur für den USB-B-DAC und die SPDIF-Eingänge (wobei der PCM1795-DAC intern statt den angegebenen 384KHz/32Bit-PCM- und 11,2MHz-DSD-Daten eh nur 192KHz/32Bit und 2,8MHz schafft), der SACD-Player braucht ohnehin einen, kann aber auch alle erdenklichen Formate und Auflösungen lesen – aber nur von CD/DVD, der Netzwerkplayer kann das dann alles nochmal über USB und Netzwerk.
Am besten sollte man alles Digitale in ein Gerät stecken, auf jeden Fall aber aus dem Verstärker verbannen. So spart man ein bis zwei Digitalsektionen. Der Verstärker veraltet so technisch sogut wie garnicht, der SACD-Player erfüllt seine Hauptaufgabe auch immer gut, nur der Netzwerkplayer, wo man ohnehin fast jedes Jahr neue Features kriegen kann, müsste ab und zu erneuert werden.
Ich bin sehr gespannt, wie Denon die kleineren Serien erneuert.