Ein markiges Statement weckte mein Interesse: „Als Produkte eines Innovationstreibers im Bereich Smartphone-Fotografie richten sich die neuen Flaggschiffe Samsung Galaxy S9 und S9+ nach dem Bedürfnis der Kunden, sich mehr und mehr mit Bildern und Videos auszudrücken“.
Ei der Daus! Sollen Handys wirklich das Zeug haben, die klassische Kompakt- oder System-Kamera zu verdrängen? Werden Vollformat- und APS-C-Systeme genau wie 4K-Camcorder überflüssig? Ich bin überzeugt, dass die Mehrheit ambitionierter Foto- und Videografen mit mir zusammen temperamentvoll und zornig den Kopf schüttelt.
Nur ein paar Gimmicks
Einer Pressemitteilung von Samsung zufolge sind die beiden topaktuellen Smartphone-Modelle mit einer Kamera ausgestattet, die „bisher ungeahnte Vielfalt in der Fotografie und Videoaufnahme“ eröffnet: Eine variable Blende ermögliche Low Light-Fotoaufnahmen, eine Super Slow-Motion-Videofunktion sei an Bord, AR-Emojis bereicherten und, ähm, „personalisierten die tägliche Kommunikation“.
Schön und gut. Aber nach ernsthaftem Fotografieren oder Filmen klingt das nicht. Sämtliche Details über ISO-Empfindlichkeit, Brennweite und Lichtstärke fehlen, was für den erfahrenen Lichtbildner konkret bedeutet, dass man höchstens „knipsen“ kann.
Ein einziges, intelligentes Ergebnis?
Samsung holt weit aus und schweift vom Thema ab: „Neben der Kamera bieten die neuen Smartphones ein Unterhaltungserlebnis der Extraklasse mit leistungsstarken Stereo-Lautsprechern (Tuned by AKG), Dolby Atmos Surround-Sound und wunderbarem Infinity Display.
Darüber hinaus würden die Galaxys mit der neuen SmartThings App ausgeliefert, welche die bestehenden IoT-Dienste von Samsung zu einem einzigen, intelligenten Erlebnis vereine. Uff. „Die Art und Weise, wie wir unsere Smartphones nutzen, hat sich parallel zur Weiterentwicklung der Kommunikation stark verändert“, sagt DJ Koh, President und Head of IT & Mobile Communications Division, Samsung Electronics.
Kameras zum Kommunizieren
„Mit dem Samsung Galaxy S9 und S9+ haben wir die Smartphone-Fotografie weiter gedacht. So halten Konsumenten nicht nur ein innovatives Smartphone in den Händen, sondern auch eine Kamera, die ihnen dabei helfen kann, mit Freunden und Familie zu kommunizieren und sich auf einzigartige und persönliche Weise auszudrücken.“ So so.
Kameras seien heute nämlich nicht nur zum Fotografieren da, sondern auch zum Kommunizieren. Verbraucher wünschten sich Smartphone-Kameras mit modernster Technologie. Und wie es der Teufel so will, habe Samsung das Galaxy S9 und S9+ just aus diesem Grund entwickelt.
Konkrete Angaben fehlen
So verfügten beide Modelle über einen Super Speed Dual Pixel-Sensor mit eigenem Arbeitsspeicher, um eine „bestmögliche Fotoqualität“ zu erzielen. Konkrete technischen Angaben fehlen indes. Man weicht auf substanzloses Geschwafel aus:
„Mit der Super Slow-Motion-Videofunktion können angehende Filmemacher alltägliche Momente in packenden Zeitlupenvideos mit 960 Bildern pro Sekunde festhalten. Die automatische Bewegungserkennung sorgt dafür, dass die Aufzeichnung beginnt, sobald der Sensor eine Bewegung im vordefinierten Bereich der Vorschau erfasst“.
Soundtrack huckepack
„Angehende Filmemacher!“ Dass ich nicht lache! Können Sie sich einen Profi vorstellen, der mit einem Handy einen Blockbuster „dreht“? Lächerlich. Aber es geht noch weiter: „Nach der Aufnahme können Nutzer eine Hintergrundmusik aus 35 Optionen auswählen oder eine Melodie aus ihrer Lieblings-Playlist hinzufügen“.
Alles klar: Eine Zeitlupe von Opa Wilhelm, der bei der Gartenparty über den Bierkasten stolpert. Als Soundtrack zum Sturz des Betagten „Time to say Goodbye“ und fertig ist der YouTube-Hit! Geht´s noch?
Samsung empfiehlt die ungeahnten Vorzüge der Low Light-Funktion:
Das spektakuläre Essen
„Manchmal muss ein Foto unter weniger idealen Lichtverhältnissen gelingen – zum Beispiel das Instagram-Foto des spektakulären Essens in einem Restaurant, das zwar Kerzenschein, aber wenig Licht bietet. Die variable Blende (F1.5 / F2.4) passt sich ähnlich wie das menschliche Auge Lichtverhältnissen an, sodass Bilder scharf und trotzdem nicht überbelichtet werden“.
Selbst wenn ich davon ausginge, dass Instagram-Fotos von spektakulären Mahlzeiten in finsteren Ecken boomen, würde ich die Anschaffung eines teuren Smartphones als probates Mittel zum Zweck ausschließen. Und dass Samsung damit prahlt, den Nutzer selbst zum Emoji machen zu können, erscheint mir eher suspekt.
100 individuelle Gesichtszüge
Mithilfe der Gesichtserkennung erstellt das Galaxy Smartphone nämlich ein Emoji vom eigenen Gesicht. Dank Deep Learning wird ein 2D-Bild gescannt, kann dabei über 100 individuelle Gesichtszüge erkennen und wandelt diese in ein 3D-Modell um, das Gefühle widerspiegelt.
Des weiteren nutzen die neuen Galaxy S-Serien-Modelle Augmented Reality und Deep-Learning-Technologien, um Echtzeitinformationen über die Umgebung, Objekte oder Gerichte direkt auf dem angezeigten Bild einzublenden. Hä?
Kalorien, Übersetzung, Umrechnung???
„So können Nutzer die Kalorien ihrer Ernährung im Blick behalten und angezeigte Produkte sogar direkt online erwerben. Mit der Live-Übersetzung können viele fremdsprachige Texte übersetzt und US- und Euro-Währung umgerechnet werden“. Ach so. Und mit der Unterstützung von Dolby Atmos erzeugen das Galaxy S9 und S9+ sogar dynamischen, räumlichen Surround Sound. Die SmartThings App verbindet sichmit kompatiblen Samsung Produkten und denen anderer Hersteller.
Weiter wird erwähnt dass für alle, die viel unterwegs sind, die Samsung DeX Station „den Unterschied“ machen kann, indem sie jeden Ort in einen Arbeitsplatz verwandelt: Mit dem Docking-System könne das Galaxy S9 oder S9+ ganz einfach an einen Monitor, eine Tastatur und eine Maus angeschlossen werden. Dann ließen sich Dokumente bearbeiten, an Videokonferenzen teilnehmen oder Spiele im Vollbildmodus spielen.
Stolzer Preis und viele Farben
Das Samsung Galaxy S9 bzw. S9+ ist in der Modellversion mit 64 GB zum Preis von 849 Euro bzw. 949 Euro erhältlich. Zudem ist das Galaxy S9+ mit 256 GB exklusiv über den Samsung Online Store zum Preis von 1049 Euro verfügbar.
Die Handys werden in zwei SIM-Varianten verfügbar sein: als Single-SIM Variante (1 SIM + 1 microSD) und als DUOS-SIM Variante (1 SIM + 1 SIM oder 1 SIM + 1 microSD). Während der Verwendung der zweiten SIM ist die Speichererweiterung über microSD bei der DUOS-Variante nicht möglich. Die Modelle der Galaxy S-Serie kommen in den Farben „Lilac Purple“, „Midnight Black“ und „Coral Blue“ auf den Markt.