Eines schien mir seit Anbeginn meiner Zeit auf diesem Planeten sonnenklar zu sein: wenn man sich aus den mannigfaltigen Möglichkeiten der individuellen Verbesserung des quakenden Flatscreen-Tons bzw. zur Schaffung räumlicher Klang-Kulissen wie im Kino für die simpelste Lösung – den Soundbar nämlich – entscheidet, dann MUSS man den dazu empfohlenen, meist kabellosen Subwoofer unbedingt mit kaufen. Sonst taugt das nix.

Bis vor kurzem haben alle Kollegen beim Fazit „sonst taugt das nix“ stets brav mit mir zusammen die Köpfe geschüttelt, was mich, zugegeben, aufbaute und motivierte. Neulich denke ich mir gleich am frühen Morgen „sagst mal wieder was Weises“, ich lasse also meinen Spruch vom Stapel und es begab sich, dass sich nichts tat.

Note „ausgezeichnet“ für Cantons Kleinsten

Die scheinheiligen Halunken simulierten, gerade intensiv mit lebenswichtigen Aufgaben beschäftigt zu sein, kramten in Schreibtisch-Schubladen oder telefonierten demonstrativ. Einer, das habe ich genau bemerkt, verdrehte sogar die Augen! Schon tastete ich instinktiv nach „Excalibur“, meinem scharf geschliffenen Brieföffner, um Recht und Gesetz wieder herzustellen, als mich aus dem Hinterhalt eine Broschüre des Lautsprecher-Herstellers Canton am Hinterkopf traf.

Tatsächlich, so musste ich im Kapitel „Home Cinema“ feststellen, ist das Konzept von technisch relativ einfach konstruierten Zweiweg-Lautsprecher-Systemen in Riegelform, die über eingebaute Tieftöner verfügen, recht erfolgreich und erfreut sich – wie Absatzzahlen belegen – großer Beliebtheit bei der Kundschaft.

Bezogen auf das kleinste Modell von Canton, den Soundbar Canton Digital Movie DM 55, ließen Testredakteure der Fachzeitschrift „Heimkino“ nur lobende Worte in Druck gehen. Elegantes Design, guter, sehr räumlicher Klang – Note „ausgezeichnet“. 2.1 Virtual Surround-System, 200 Watt Power für sechs Lautsprecher, inklusive der beiden Hundert-Millimeter-Brummer.

Optische und digitale Anschlüsse, das ganze Streaming-Zeugs an Bord. 54 Zentimeter breit, 6,8 Zentimeter hoch, 30 Zentimeter tief, 5,3 Kilo schwer und „belastbar“ mit Fernsehern bis 40 Kilo Gesamtgewicht. Und das für knapp 400 Euro.

Downfire-Subwoofer in der Schrankwand und mögliche Folgen

„Tss“. Ich musste mich doch stark wundern. Auf einmal sollen integrierte Bass-Lautsprecher Vergleichbares vollbringen wie externe Brummtöpfe mit akzeptablem Gehäuse-Volumen, die man irgendwo geschickt im Raum versteckt? Noch dazu arbeiten die Membranen der Kompakten meistens nach dem Downfire-Prinzip. Soll heißen, sie „feuern“ tiefe Frequenzen nach unten ab.

Wenn ich mir so eine Kiste jetzt als Element einer Schrankwand vor mein geistiges Auge zerre und unter ihm so hausfrauentypisches Dekozeugs positioniere, muss ich satanisch grinsen – denn das kann nicht gut gehen. Sobald die ersten, von der Omma vererbten Weinkelche zittern, ist Gekreische der besseren Hälfte vorprogrammiert und der T-Rex aus dem Jurassic-Park muss sein Maul halten.

Soll aber Leute geben, denen geht es eh auf die Nerven, wenn immer so viel „Kinokrach“ vorherrscht. Menschen, die sich selbst die wuchtigsten Action-Hämmer am liebsten in Zimmerlautstärke „reinziehen“ und sowieso viel lieber ein bisschen Kuschel-Rock hören.

Mein Psychiater, auf dessen Couch ich wegen des Verfalls guter alter Dezibel-Sitten und der zunehmenden Ächtung von Metal-Fans in angeblich „gebildeten Kreisen der Gesellschaft“ entsetzlich winselte, ließ wenig Mitleid erkennen.

„End of Days“ gegen Risiken und Nebenwirkungen

„Der INTELLIGENTE Homo sapiens“, meinte er naserümpfend mit einem Blick auf meine auf der blöden Designer-Liege zusammengekauerte Wenigkeit, „entwickelt sich eben fort. Und ganz ehrlich gesagt, gehen mir Motorräder „mit ohne Schalldämpfer“, von denen Sie immer so schwärmen, gewaltig auf den Keks“.

Mit einem gewaltigen Satz, den ich mir auf meine alten Tage selbst nicht mehr zugetraut hätte, jumpte ich vom Hirnklempner-Sofa und trat meinem 900-Kubik- „Moped“ ordentlich in die Flanken, was es freudig mit infernalischem Gebrüll zur Kenntnis nahm und einen gaaanz langen schwarzen Streifen auf den Asphalt malte. Ich war reif für „End of Days“ mit Arnold Schwarzenegger und keinesfalls bereit, „vernünftig nachzudenken“.

Arnie besiegte den Teufel und ich startete äußert cool die Recherche am nächsten Tag. So unauffällig wie möglich, damit das Kollegen-Pack nicht witterte, dass ich an meinen eigenen markigen Sprüchen leisen Zweifel aufkommen ließ. Ich streifte durch die endlosen Redaktions-Hallen, ruhte mich in der betriebseigenen Orangerie aus, ließ mich von angestellten, zierlichen Traumfrauen massieren und packte das Problem dann nochmals an.

JBL-Rezept: TV einfach draufstellen!

So so. Von JBL, der Manufaktur aus Kalifornien, wird – bezogen auf den UVP – für ungefähr das gleiche Geld wie für das Modell von Canton die JBL Cinema Base angeboten. Amazon gewährt großzügig Rabatt. „Ergänzt den Flachbildschirmfernseher durch einen herausragenden virtuellen Sound in einem stilvollen und ausgeklügeltem Gehäuse. Passt unter nahezu jedes Fernsehgerät bis 60 Zoll“. 240 Watt Verstärkerleistung, individuell einstellbare duale Subwoofer, Bluetooth sowieso, USB-Anschluss kann auch als Ladestation für Tablet oder Telefon genutzt werden.

Links oben die Yamaha-Soundbar, daneben die Alternative von Nubert, unten links Canton, rechts JBL.

Links oben die Yamaha-Soundbar, daneben die Alternative von Nubert, unten links Canton, rechts JBL.

Yamaha setzt mit der „MusicCast YAS-306“ für um die 400 Euro noch einen drauf: Virtueller 7-Kanal Surround-Sound aus nur einer Komponente, fünf wählbare Surround-Modi (Music, Movie, Sport, Game, TV) und Yamahas Compressed Music Enhancer, der komprimierte Tonformate wie MP3 erkennt und – einfach ausgedrückt – wieder „aufmöbelt“. Zwei integrierte Subwoofer sind selbstverständlich, außerdem gibt es eine raffinierte Smart-Funktion.

Das sechs Kilo schwere Gerät (95 Zentimeter lang, 7,2 Zentimeter hoch und 13,1 Zentimeter tief) erkennt, ob es an der Wand montiert ist oder nicht und stimmt seinen Sound automatisch auf die Gegebenheiten ab. Die sechs Schallwandler werden mit insgesamt 120 Watt befeuert. Seltsam: es gibt keinen HDMI-Anschluss. Der Soundbar wird digital optisch (Toslink) oder coaxial mit dem TV verbunden.

Zu guter Letzt der „Soundbar des Jahres“ – ermittelt von Lesern mehrerer einschlägiger Unterhaltungs-Elektronik-Fachzeitschriften. Die Nubert nuPro AS-250 wird vom Hersteller in schwäbischer Bescheidenheit als „aktives Stereoboard“ bezeichnet, „das den Fernsehgenuss akustisch deutlich aufwertet und zusätzlich Musikwiedergabe auf Hifi-Niveau ermöglicht“.

Nubert will nichts von „Virtual Surround Sound“ wissen

Zwei jeweils 100 Watt anliefernde „Verstärkerle“, die zwei Hochtöner und vier Mittel-/Tiefton-Lautsprecher auf Trab bringen, haben zahlreiche kritische, keinesfalls auf der Brennsuppe daher geschwommene Testredakteure begeistert.

Anders als die Mehrzahl der Konkurrenten setzt Unternehmens-Gründer Günther Nubert, der alte Fuchs, überhaupt nicht auf „Virtual Surround Sound“, sondern beschränkt sich ganz traditionell auf die klassische Zweikanalwiedergabe.

„In puncto Klangqualität ist unserer Ansicht nach der reine Stereoton künstlich generiertem Raumklang eindeutig überlegen, da zur Simulation des Surround-Effekts Klanginformationen verändert und verfälscht werden, ohne dabei die Räumlichkeit einer echten Mehrkanalanlage mit fünf oder mehr Satelliten zu erreichen“. An diesem Original-Zitat muss was dran sein.

Ein HDMI-Eingang ist – wie bei Yamaha – nicht vorhanden. Drei Digitaleingänge (USB, S/PDIF optisch und S/PDIF elektrisch) sowie ein analoger Cinch-Input versorgen angeschlossene Geräte. Nubert Boxen kann man nur direkt beim Hersteller erwerben. Für die nuPro AS-250 werden 585 Euro fällig. Gut angelegtes Geld! Denn sollte man später irgendwann mal „richtigen“ Nubert-Raumklang anstreben, lässt sich die Box auch als reiner Center verwenden. Sind halt Cleverle, die Baden-Württemberger!

Ein gemobbtes Opfer der Gesellschaft zieht Bilanz

Ich ziehe Bilanz und ärgere mich, dass die Ultra HDTV.net-Bande recht hatte: weniger ist oft mehr und reicht vielen sanftmütigen Seelen völlig. Bevor jetzt wieder irgendwer daher kommt und schreibt, dass der und der Soundbar schon längst auf dem Markt ist und mich bezichtigt, olle Kamellen aufzuwärmen, schreibe ich ihm entgegen DASS ICH DAS SCHON SELBER WEISS!

Als Mobbing-Opfer und denunziertes Mitglied einer immer herzloser werdenden Gesellschaft wurde ich faktisch indirekt gezwungen, mich so einem Mädchen-Thema zu widmen und wünsche allen, die sich akustischen Zierrat dieser Art kaufen, viel Spaß damit. Und jetzt, zum Schluss, ganz unter uns: klingt tatsächlich nicht sooo schlecht. Aber nix weitersagen!

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