Die zufällige Begegnung von Kirchenmusikdirektor Helmut Hoeft und Teufel-Elektronikingenieur Christoph Klug am Rande der Jazz-Gottesdienstreihe „In Spirit“ in der Berliner Gedächtniskirche war die Initialzündung für eine wunderbare Zusammenarbeit von Kirche und Teufel.

Schon seit Jahren hatten Hoeft und sein Kollege, Titularorganist Wolfgang Seifen, darüber sinniert, wie man die besonders tiefen Töne der Orgel optimieren kann. Der erste Gedanke war natürlich, das Klangspektrum durch weitere Orgelpfeifen zu ergänzen.

Umbau eine Unmöglichkeit

Die Crux: diese Pfeifen haben eine Länge von mehr als elf Metern und einen Durchmesser von 50 Zentimetern – ohne große Umbauten ist deren Installation also ein Ding der Unmöglichkeit. Und weil die Gedächtniskirche unter Denkmalschutz steht, fiel diese klassische Lösungsmöglichkeit sowieso weg.

Besucher ließen sich über Teufels Aktivitäten in der Kirche aufklären.

Deutlich unkomplizierter und ohne bauliche Veränderungen gestaltete sich das „Pimpen“ der Orgel mit Basslautsprechern. „Als Christoph mir von dem Projekt erzählt hat, war sofort klar: Hier müssen wir helfen. Wirklich stolz bin ich auf unsere Mitarbeiter, die viel ihrer Freizeit für dieses tolle Projekt geopfert haben“, erinnert sich Teufel-CEO Sascha Mallah. „Unsere Boxen sind für den Kirchenbesucher nicht sichtbar und die Lösung klingt so überzeugend natürlich, dass man gar nicht auf die Idee kommt, dass hier elektronisch nachgeholfen wird“, fügt er an.

Woofer, Frequenzweiche und Midi-Interface

„Es ist nicht damit getan, ein paar Subwoofer hinter die Orgel zu stellen“, erklärt Christoph Klug. „Mit meinem Kollegen, Akustikingenieur Massimo Petriaggi, haben wir die komplette Lösung geplant und umgesetzt.“ Neben den S6000-Subwoofern, die auf einer Empore hinter der Orgel stehen, kommen eine digitale Frequenzweiche sowie ein Midi-Interface zum Einsatz. Die genutzten Samples sind digitale Aufnahmen von echten Orgelpfeifen.

Im Rahmen des 14. Internationalen Orgelimprovisationsfestivals Berlin, vom 21. bis 24. Mai 2018 in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche können sich Berliner und Berlin-Besucher mit eigenen Ohren von der imposanten Performance der Orgel überzeugen. Selbstverständlich hört man den neuen Sound auch in jedem Gottesdienst und jeder Konzertveranstaltung. 1959 bis 1963 wurden die neuen Kirchengebäude errichtet. Gottesdienste und etliche Kultur- und Musikveranstaltungen finden im ikonischen achteckigen Bau mit seinen über 20.000 blauen Glasfenstern statt. Hier steht auch die imposante Orgel mit mehr als 5000 Pfeifen.

Damit die Zuhörer den Klang naturgetreu orten können, kommen zusätzlich ein PA-Verstärker und zwei Satellitenlautsprecher zum Einsatz. Auf die technische Installation folgte die Anpassung an die Raumakustik sowie die Intonation der digitalen Register.

Mit Leidenschaft an die Arbeit

Hier konnten Massimo Petriaggi und Christoph Klug nicht nur ihre technische Erfahrung, sondern obendrein ihre musikalische Leidenschaft einbringen – beide spielen privat Orgel. Mit dem Ergebnis der monatelangen Arbeit sind alle Beteiligten sehr zufrieden.

Von links nach rechts: Elektroingenieur Christoph Klug, Kirchenmusikdirektor Helmut Hoeft, Akustikingenieur Massimo Petriaggi, Titularorganist Wolfgang Seifen.

„Wir Organisten sind Puristen und meinem Kollegen Wolfgang Seifen und mir wäre ein Erweiterung der Orgel um neue Pfeifen natürlich am liebsten gewesen“, erklärt Kirchenmusikdirektor Helmut Hoeft. „Mit dem Ergebnis der Hybrid-Lösung sind wir dennoch ausgesprochen zufrieden, schließlich geht es am Ende nicht um Purismus sondern um den bestmöglichen Orgelklang.“

Die Kaiser-Wilhem-Gedächtniskirche ist für Teufel-Mitarbeiter ein täglicher Anblick, liegt die Firmenzentrale doch genau schräg gegenüber des Gotteshauses, das im Berliner Volksmund auch liebevoll „Hohler Zahn“ genannt wird. Diesen Namen verdankt sie dem restaurierten Turm der alten Kirche, der noch heute die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs symbolhaft zeigt und somit als Mahnmal für den Frieden jährlich Millionen von Besuchern anzieht.

 

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