Das Kompressionsverfahren MP3 hat nicht nur eine neue Medienkultur begründet, es hat auch neue Märkte geschaffen! Vor 20 Jahren, Ende 1998, kam in den USA der erste MP3-Player auf den Markt.
Eigentlich ein Kuriosum, dass in Deutschland die Markteinführung erst Anfang 1999 erfolgte, denn MP3 ist eine deutsche, präziser gesagt eine bayerische, noch exakter eine fränkische Erfindung.
Keine beweglichen Teile
Dem Markterfolg dieses Kompressionsverfahrens ging eine umfangreiche technologische Grundlagenentwicklung voraus. Der Standard „MPEG Audio Layer 3“ (kurz MP3) für Datenreduktion von digitalen Audiodaten wurde maßgeblich vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen in Erlangen entwickelt.
1994 stellten Wissenschaftler dieses Instituts einen ersten Prototyp eines MP3-Players vor. Es handelte sich dabei gleichzeitig um den ersten Musikspieler weltweit ohne bewegliche Teile.
Volumen wird „eingedampft“
MP3 reduziert die Datenmenge von Audiodateien. Das Verfahren erkennt die für den Menschen hörbaren Signale und speichert diese bevorzugt. Dadurch wird das Volumen der Datei ohne auffällige Qualitätseinbußen auf knapp ein Zehntel „eingedampft“.
Dies ermöglicht eine äußerst kompakte Speicherung, außerdem wurde mit MP3 die Basis für die Übertragung der Daten im Internet oder über den digitalen Rundfunk gelegt – und damit maßgeblich die heutige Medienkultur (mit)geprägt.
Der Boom ebbt ab
Anfänglich reichten die internen Speicherkapazitäten der revolutionären Geräte mit 32 MByte nur für etwa 30 Minuten Musik oder rund zehn Stücke. „Peanuts“ im Vergleich zu den heutigen Möglichkeiten.
Im Jahr 2003 begann der Boom der MP3-Player in Deutschland mit 870.000 verkauften Geräten. Die Verkaufserfolge gipfelten 2005 in mehr als acht Millionen Stück pro Jahr. Davon ist heute allerdings nichts mehr zu spüren. Für 2018 prognostiziert die gfu einen Absatz von weniger als 500.000 portablen Audioplayern.
Eine Selbstverständlichkeit
Dieser Rückgang liegt vor allem darin begründet, dass das Abspielen von MP3-Dateien heute längst eine Selbstverständlichkeit geworden ist: Eine Vielzahl von Geräten – vom Smartphone über den Tablet-PC oder das Notebook, bis hin zu Autoradios – ist in der Lage, MP3-Dateien abzuspielen.
Darüber hinaus hat auch das Streaming von Musik enorm an Bedeutung gewonnen. Nicht-lineare Angebote wie Podcasts, Musikstreaming-Plattformen und Audiotheken erfreuen sich steigender Beliebtheit.
Segensreiche Nebenwirkung
So nutzen über 40 Millionen Personen ab 14 Jahren zumindest gelegentlich Audioangebote aus dem Internet. Die öffentlich-rechtlichen und privaten Radioanbieter verzeichnen monatlich zusammen 138 Millionen Stream-Abrufe.
Die enorme Verbreitung der MP3-Wiedergabe in vielen Produktbereichen sorgt auch für eine erfolgreiche Entwicklung anderer Marktsegmente. So stieg beispielsweise der Absatz von Kopfhörern in den letzten Jahren kontinuierlich auf zwölf Millionen Stück im Jahr 2017.
Lautsprecher im Trend
Für 2018 prognostiziert die gfu sogar 6,8 Prozent Zuwachs und einen Absatz von 12,8 Millionen Stück, was einen Umsatz von 560 Millionen Euro ausmacht. Auch Docking-Lautsprecher liegen seit Jahren voll im Trend: 2017 wurden 4,6 Millionen Stück verkauft, die Prognose für 2018 beläuft sich auf fünf Millionen.