„Siehe“, sprach Bob der Baumeister zum frischgebackenen Immobilien-Eigentümer Charly Brown. „Dein schmuckes Häuschen ist nun fertig und doch grämst du dich, anstatt zu feiern. Zwar hängt an der Wohnzimmerwand ein 65-Zoll-Ultra-HD und du hast dir auch schon einen Dolby-Atmos AV-Receiver gekauft, nun aber verzweifelst du, weil du dir nicht sicher bist, welches Lautsprecher-System am besten passen könnte“.
„Ach Bob, du treue Seele“, seufzte Charly Brown und streichelte Snoopy, seinen vierbeinigen Kameraden. „Du kennst Lucy nicht! Sie keift und zetert, schreit, beißt, kratzt. Sie droht mir, mich zu verlassen und zu Schröder zu ziehen, denn sie will in ihrer guten Stube keine Boxen-Ungetüme sehen. Und ich mag keinen von diesen Mini-Quak-Würfeln. Was soll ich nur tun?“
„Gehe hin und ziehe mit dem Flatscreen in den Keller“, antwortete Bob. Spontan erhob sich großer Jubel und freudiges Gekläffe, denn der Pragmatiker hatte ohne viel Nachdenken einen goldenen Ratschlag erteilt.
George Lucas hatte eine Idee…
Sollte der geneigte Leser bereits in der Einleitung des Textes Parallelen zur eigenen Situation erkennen, sei er damit getröstet, dass sehr viele (vor allem männliche) Menschen mit enormer Vorfreude auf ein kleines Glück im Heimkino in missliche Lebenslagen der geschilderten Art schlittern. Warum also nicht den Stier bei den Hörnern packen und in einem noch nicht vom Partner okkupierten Raum optimale Verhältnisse schaffen? Im Keller oder unter dem Dach lassen sich relativ ungeniert geheimste Wünsche realisieren.
Zum Beispiel kann man sich für ein richtig „fettes“ THX-zertifiziertes Speaker-Set von Teufel entscheiden, auf dass für alle Zeiten die Macht mit einem selbst sein möge. Der legendäre Hollywood-Regisseur George Lucas (Star Wars, Indiana Jones) hatte im Jahr 1983 die Nase voll von Beschwerden über die miese Tonqualität seiner Filme in diversen heruntergekommenen Kinos. Mit der THX-Norm schrieb er einen hohen Standard für die Tonwiedergabe seiner Leinwandwerke vor. Dieser setzte sich schneller durch als R2D2 gegen C3PO. Minimaler Klirrfaktor bei hohen Pegeln garantiert einen stets sauberen, detaillierten Klang. Der nahezu geradlinige Frequenzgang sichert die verfälschungsfreie Wiedergabe. Dipol-Lautsprecher an den Surround-Positionen schaffen durch ihr sowohl frontales, als auch seitliches Abstrahlverhalten breite Hörzonen.
Teufels System 8 THX Ultra 2 beherrscht die optimierten THX Ultra 2-Anforderungen und kann bedenkenlos selbst in Räumen, die größer als 50 Quadratmeter sind, eingesetzt werden. Die zur Wandmontage abgestimmten Dreiwege-Frontlautsprecher werden im Tief- und Mittelton-Bereich mit Flachmembran-Chassis bestückt. Bei den Dipolen sorgt ein wandseitig montierter 130 mm Tieftöner für das Klang-Fundament. Pro Seite sind jeweils ein Mitteltöner und eine Hochton-Kalotte verbaut, welche – gegeneinander verpolt – den Schall nach vorne und hinten „transportieren“.
Am augenfälligsten ist der Fortschritt beim Subwoofer: Im Gehäusevolumen um zwei Drittel reduziert, nimmt er mit einem Hochleistungs-Basstreiber mühelos die anspruchsvollen THX Ultra 2-Hürden. Das High-Tech-Paket ist für 3500 Euro erhältlich. Es kann bis auf elf Kanäle ausgebaut werden, eignet sich also hervorragend als System für Dolby-Atmos. Einziger „Nachteil“ ist dann, dass die Höhenlautsprecher zur Schaffung dreidimensionaler Höreindrücke wirklich knapp unter der Zimmerdecke montiert werden müssen – so sie nicht von einem anderen Hersteller stammen.
Fremdgehen ist erlaubt und bringt Spaß
Und wenn doch? Schadet das? THX hat, wie erwähnt, sehr strenge Vorgaben, was den Gleichklang aller verwendeten Schallwandler anbelangt. Insofern würde Meister Lucas eventuell kritisch eine Augenbraue heben. Doch darf man nicht vergessen, dass die Dolby-Atmos Kanäle vordringlich Effekte liefern. Anders ausgedrückt: sie spielen keine Soli, müssen nicht über die gesamte Bandbreite herkömmlicher Lautsprecher verfügen. Deshalb trübt es den guten Ton kaum, wenn man Produkte anderer Hersteller integriert. Den Einmess-Systemen von Receivern ist es herzlich egal, ob der zu kalibrierende Ton aus Teufels Werkstatt oder meinetwegen von „Top-Firing-Modulen“ aus dem Hause Magnat stammt.
Und außerdem: was täten Leute, die schon hervorragende Boxen besitzen und lediglich „aufrüsten“ wollen? In meinem Heimkino harmonieren beispielsweise Standlautsprecher von Teufel hervorragend mit der leider nicht mehr erhältlichen Frontlautsprechern JBL 5000 Ti. Der aktive 1000-Watt-Downfire-Subwoofer stammt von Yamaha, der Center von Heco, Atmos übernimmt Elac. Noch nie hat jemand bemäkelt, dass der Sound nicht stimmt.
Die Membranen der Klipsch RP-280F-Standboxen schimmern wie Kupfer. Das ist auf einen Material-Mix mit Keramik zurückzuführen. Typisches Merkmal der äußerst „klassisch“ ausgeführten rechteckigen Säulen ist das „Horn“, das favorisierte Hochton-System von Paul Klipsch, der damit Hifi-Geschichte schrieb. Schon immer gelten Schallwandler seiner Manufaktur als „ehrlich, direkt und laut“. Den besten Eindruck hinterlassen sie, wenn sie exakt auf die Hörer ausgerichtet sind. Harte Punches von potenten Verstärker-Endstufen stecken sie weg wie Mike Tyson.
Sie sind geschaffen für Musik- und Filmfans, die gerne mal aufdrehen, dass die Bude wackelt und klingen nach wesentlich mehr als knapp 1400 Euro pro Paar. Am besten gleich vier Stück nehmen, den 15-Zoll Frontfire-Subwoofer R-115-SW für 600 Euro dazu packen, Center und Dolby-Atmos-Speaker nicht vergessen. Macht summa summarum ungefähr 4000 Euro und höllischen Spaß. Noch mehr, wenn man ein bisschen im Netz surft und bis zu 35 Prozent spart. Aber Psst: von mir wisst ihr das nicht, gell?
Bevor wir uns edelstem Gerät aus Deutschland zuwenden noch schnell was zum Thema Tieftöner, die entweder nach dem Front- oder aber nach dem Downfire-Prinzip arbeiten. Direkte Beschallung ist easy zu handlen, funktioniert wie jeder Lautsprecher und kann bedenkenlos eingesetzt werden, da die Bass-Attacken kontrolliert dosierbar sind. Downfire ist ein ganz anderes Kaliber. Wer billigend in Kauf nimmt, dass Menschen unter ihm wohnen oder sein Heimkino unter dem Dach installiert, sollte darauf verzichten. Der Basslautsprecher sitzt im Boden und „feuert“ nach unten. Das wirkt zwar im Heimkino mit wirklichem Beben und gewaltigen akustischen Detonationen spassfördernd, erschüttert tieffrequent allerdings Untermieter oder die Gemahlin im Wohnzimmer bis ins Mark. Wie hieß es in der Sendung mit der Maus immer? „Müssta nich mach´n. Is viel zu gefährlich“.
Hochton-Bändchen aus dem Reich der Mitte
Jetzt aber zur feinen Gesellschaft. Sagt man Quadral, meint man Spitzenklasse, das war schon immer so. Alten Hasen fallen legendäre Schallwandler wie die „Vulkan“ oder „Titan“ ein, jetzt ist Chromium Style angesagt. Ein begnadeter Schreiber von audiovision bringt es auf den Punkt: „In Weiß oder Schwarz hochglanzlackiert und mit flüssigen Formen versehen, dürften sie das Herz manch besserer Hälfte erweichen, auch ausgewachsene Boxen im Wohnzimmer zuzulassen“. Hut ab, Herr Kollege! Und überhaupt sollte das Weibsvolk nicht so kleinlich sein! Ausgewachsene Boxen – mit gerade einmal einem Meter Höhe! Tss. Wenn ich da an so manche Handtasche denke… Lassen wir das.
Auf jeden Fall spielen Quadrals zarte Geschöpfe herzerweichend leidenschaftlich auf. Egal ob Klassik, Rock oder Pop – sie treffen immer den richtigen Ton. Geben leiseste Piano-Passagen genauso sentimental und präzise wieder, wie sie brutale Gitarren-Riffs mit mächtigem Druck in Breitseiten abfeuern. Werden beim Leinwand-Auftritt des Terminators zu Berserkern, lassen die Hobbits im Auenland friedvoll und harmonisch kommunizieren und turteln.
Großen Anteil am becircenden Klang haben die verbauten Bändchen-Hochtöner. Genau jene Komponenten, die – wie wir Hifi-Jünger wissen – so schweineteuer sind. Man grübelte lange im Hause Quadral. Dann beschloss man, die Fertigung zum Teil nach China auszulagern, da es ja auch dort zuverlässige Geschäftspartner gibt, die höchste Qualität liefern. Schon war es möglich, die Dreiwege-Bassreflex-Box für 2000 Euro anzubieten! Und zwar paarweise! Das komplette Set mit auf Säulen stehenden Surround-Speakern, dem Center und dem (tückischen) Downfire-Subwoofer wird für geradezu lächerliche 4500 Euro angeboten. Ob man da nicht lieber vernünftig sein und gleich vier „große“ Boxen nehmen sollte?
134 Kilo reines Vergnügen
So. Die letzten Hemmungen sind weg. Jetzt lassen wir es richtig krachen. Geld spielt keine Rolle. Wir liebäugeln mit der Canton Reference K-Serie. Ihr könnt jetzt einfach mal davon ausgehen, dass die Hessen genau wie die Niedersachsen von Quadral für ihre Top-Schwallwandler nur das beste Material verwenden und dass die Fertigungsqualität auf höchstem Niveau ist. Alles hausgemacht. Wem nützt es in der Tat, wenn an dieser Stelle von Keramik-Wolfram-Technologie bei den Membranen oder Wave-Sicken-Geometrie in Bezug auf Tief- und Mitteltonsysteme geschwafelt wird? Seien wir respektlos und bezeichnen die Reference 1 K despektierlich als „dicke Berta“. 1270 Millimeter hoch, mit verführerisch sanften Rundungen ausgestattet und einem Gewicht von 134 (in Worten: einhundertvierunddreissig) Kilo zeigt sie in sämtlichen für Lautsprecher relevanten Belangen, wo der Hammer hängt. Sie ist in der Lage, Stürme zu entfesseln. Wenn der T-Rex im Jurassic-Park wildert, verleiht sie ihm jenes infernalische, aus ihrem eigenen Resonanzkörper geborene Gebrüll, das den Urzeit-Räuber erst so richtig gruselig wirken lässt.
Kurz vor dem Independence Day oder auf der Fury-Road von Mad Max entfesselt sie problemlos Katastrophenstimmung. Wagners Ring der Nibelungen katapultiert den Zuhörer direkt auf den Grünen Hügel nach Bayreuth. Lang Lang gibt die letzten Geheimnisse des Steinway-Flügels preis. Adele bringt ihre Fans mit dem Schmelz ihrer Stimme zum Weinen. Prince demonstriert posthum meisterlich, was er unter Funk versteht. Roger Waters baut Pink Floyds „Wall“ wieder auf. Und sogar Lemmy fühlt sich wohl, wenn er mit letzter Kraft in den Stimmbändern zum letzten Mal den Motörhead-Sound reproduziert. Wenn eine von den Dingern 11.000 Euro kostet, kann man sich leicht ausrechnen, wieviel man investieren muss, wenn der Center für 1800 sowie der Subwoofer für 2700 Euro dazu kommen und man dann immer noch keine Surround-Lautsprecher hat. Das Pärchen Reference 9 K schlägt mit 2600 Euro zu Buche. Die Reference 7 K wäre für 2600 Euro pro Stück günstiger als die 5 K (3500 Euro) oder die 3 K (5200 Euro). Da sind die Pro XL.3-Speaker, die man als Atmos-Schallquellen an die Wand hängen könnte und die als Pärchen 360 Euro kosten echt Peanuts, oder?
Womit sich der Kreis schließt und wir zu Charly Brown, Snoopy und Bob, dem Baumeister, zurückkehren. „Ach wenn der liebe Gott mich doch im Lotto gewinnen ließe“, jammert der ewige Pechvogel. „Gib ihm eine Chance“, erwidert Bob und verdreht die Augen, „füll einen Schein aus!“
Ihr habt die besten Lautsprecher vergessen: Nubert (www.nubert.de). Die haben dieses Jahr alle Lautsprecher Auszeichnungen abgeräumt 🙂