Als die Menschen versuchten, einen Turm mit einer Spitze bis zum Himmel zu bauen, um Gott gleichzukommen, wurde der himmlische Vater seinerzeit – am Anfang der Zeit – ziemlich sauer. Da er die wieselflinken, vom Größenwahn befallenen Babylonier ausnahmsweise mal nur unblutig strafen wollte, rief er eine Sprachverwirrung hervor, die logischerweise zu unüberwindbaren Verständigungsschwierigkeiten führte und das Projekt „Biblischer Wolkenkratzer“ (oder auch Turmbau zu Babel) kläglich scheitern ließ.
Für Verständnislosigkeit, Fehlentscheidungen und Missverständnisse in der Gegenwart sind überbezahlte politische Totalversager in ihrem Endlager Brüssel zuständig, wo sie in einer künstlich aufgeblähten Behörde auf Kosten der Steuerzahler wie die Maden im Speck leben und beispielsweise scharf über Unfug wie maximal zulässige Gurkenkrümmung oder die einheitliche Beschaffenheit von Duschköpfen in Europa sinnieren und diskutieren dürfen, ohne ernsthaft zur Verantwortung gezogen beziehungsweise fachärztlich behandelt zu werden.
Vollmundig verwirrende Ankündigung
In Sachen Verkaufsstrategien für Ultra-HD-TVs nebst sämtlicher, jüngst geballt auftretender kurioser Nebenerscheinungen driftet es in die gleiche Richtung ab. So spricht nicht der Herr von ganz oben, so spreche ich. Wenn sich die Jungs und Mädels in den Marketing- und Werbe-Abteilungen ihrer Konzerne nicht am Riemen reißen, wenn niemand ihren Chefs die Flausen austreibt, verkommt das Thema hochauflösendes Fernsehen bald zum Langweiler, vor dem sich der Nicht-Fachmann, der lediglich an einem Wiedergabegerät mit optimalem Bild interessiert ist, distanziert, weil ihm das elende fach-chinesische Kauderwelsch zum Hals heraus hängt!
Haben die jetzt eigentlich alle ein Rad ab? Kurz vor der IFA in Berlin hat man sich in wenigen Teilen der Welt gerade mal so an den Begriff 4K gewöhnt, da lassen Sony und Panasonic stolz verlauten, bereits an Apparaten mit 8K-Auflösung zu basteln. Nippons technische Elite prophezeit vollmundig, die Olympischen Spiele in Japan im Jahr 2020 in eben dieser – selbstverständlich erneut revolutionären – Technik zu übertragen. Super-Info, Super-Timing. Denn so mancher Bürger, der sich gerade mit dem Gedanken trägt, sich nach der Funkausstellung vielleicht doch einen Ultra-HD-TV zu leisten, wird nun grübeln und eventuell entscheiden, „doch noch ein bisschen zu warten“.
Stellt euch ein junges Pärchen vor, das mit klopfenden Herzen zum Autohaus rennt, um endlich den neuen Opel von Audi (oder umgekehrt) zu bestellen, von dem es schon so viel Gutes gehört und auch gelesen hat. Was, wenn der geschniegelte Verkäufer im feinen Zwirn den wild Entschlossenen hinter vorgehaltener Hand raten würde, lieber noch drei Jahre abzuwarten, weil dann ein noch viieel besserer Wagen vom gleichen Hersteller vom Band läuft?
Zertifizierungen und neue Kürzel
Ihr seid der Chef des Ladens – was fällt euch spontan ein? Bei mir sind es im ersten Moment zivilrechtliche Begriffe wie „Rüge“, „Abmahnung“ oder „Kündigung“. Aber auch dem Strafgesetzbuch entlehnte Worte wie „Prügelstrafe“, „Lynchjustiz“, „Folter“ oder schlicht und einfach „Mord“ kämen bei längerem Nachdenken wahrscheinlich infrage, denn ich neige wie der Herr aus dem Alten Testament zum Jähzorn. Nur dass in unserem Beispiel mit der 8K-Ankündigung nicht der Angestellte etwas angestellt hat, sondern sein Boss der Depp ist!
„So blöd, so viel Verwirrung zu stiften, wird niemand sein“, höre ich jemand losprusten. O.K. Zwei gegenteilige Beispiele anhand von Presse-Erklärungen renommierter Marktführer, deren Namen ich zur Rettung ihrer Ehre nicht nenne:
„Neben unseren SUHD TV Geräten, die das Ultra HD Premium Logo der Ultra HD Alliance tragen, sind alle UHD TV Modelle mit der Ultra HD-Zertifizierung von Digital Europe ausgezeichnet worden“.
„Gemeinsam mit TV-Stationen und Content Anbietern demonstrieren wir auf der IFA in Berlin die Vorteile der neuen HDR-Technologien für den privaten Endanwender. So erhalten die Messe-Besucher vor Ort die Gelegenheit, Inhalte auf TV-Geräten in bester Qualität zu genießen. Die gezeigten Inhalte stehen dabei in den Standards Dolby Vision HDR, HDR10 und der Hybrid-Log-Gamma-Technologie (HLG) zur Verfügung“.
Alles klar? Also bei mir macht sich Frust breit. Ultra HD Premium Logo. Ultra HD Alliance. Ultra HD-Zertifizierung von Digital Europe. Dolby Vision. HDR10. Und als Krönung die Hybrid-Log-Gamma-Technologie! Was, zum Teufel, soll das denn sein?
Treffen sich zwei Kumpels in der Stadt. Sagt der eine: „Ey, ich hab jetzt ne neue Glotze mit Hybrid-Log-Gamma-Korrektur!“
„Toll“, sagt der andere. „Was iss´n das?“
„Weiß ich auch nicht, Mann. Aber voll gut! Sollte jetzt jeder haben“.
Gamma ist längst nicht gleich Gamma
Kaum haben wir armen Verbraucher das Kürzel HDR, also „High Dynamic Range“, vulgo: Hoher Kontrast, akustisch einigermaßen verdaut, kommen die Ober-Strategen mit der geheimnisvollen Gamma-Technologie um die Ecke. Wohin kann das führen? Otto Normalverbraucher weiß sicher, dass Gamma-Strahlung etwas mit Röntgen zu tun hat. Vielleicht ergreift ihn blanke Furcht und er bindet sich in Zukunft vor dem Fernsehen eine Bleischürze um?
Schluckspecht Udo M. (Name geändert) hat noch seinen ewig quengelnden Hausarzt in den Ohren, der ihn neulich recht uncharmant auf erhöhte Gamma-GT im Blut hinwies. Das sind Leberwerte, die nur dazu da sind, kleinlichen Medizinern furchtbar exakt zu verpetzen, dass alkoholische Getränke dem Patienten entgegen anderslautender Beteuerungen doch nicht gänzlich unbekannt sind.
In der Fotografie setzt man die Gamma-Korrektur zur Neuverteilung der Tonwerte zwischen dem Schwarz- und dem Weißpunkt ein, um hauptsächlich mittlere Farbtöne anzupassen oder auch zu verfremden. Auf Flatscreens werden anhand dieses Verfahrens Helligkeitsbereiche angehoben oder abgeschwächt, damit die Bildwiedergabe möglichst optimal auf das menschliche Helligkeitsempfinden abgestimmt wird.
Schön und gut – aber muss man potentiellen Kunden solche Details auf´s Butterbrot schmieren? Einen echten Zugewinn an nützlichen Information bringt das meiner Meinung nicht. Es schafft nur Verunsicherung wie damals in Babylon und am Ende weiß keiner mehr, was der andere gesagt hat.
Ich war in den Wirtschaftsfächern mit Sicherheit nicht das hellste Licht der Schule, aber das, was in der Wikipedia so blendend kurz formuliert wird, kann ich nur unterstreichen: „Verkaufspsychologie befasst sich als Teildisziplin der Marktpsychologie mit den psychischen Abläufen von Wahrnehmung, Überzeugung und Motivation, dem Schaffen und gezielten Wecken von Emotionen“. Und nun konzentriert euch, zitiert die Begriffe HDR, Gamma-Korrektur und meinetwegen HDR10 in fetten Lettern vor euer geistiges Auge und entscheidet ganz ehrlich, ob ihr noch Bock auf Werbung dieser Art habt?