Samsung hat im Zuge der Consumer Electronics Show in Las Vegas keine Chance ausgelassen uns die eigenen Technologien und Konzepte für das frisch angebrochene Jahr näher zu bringen. Neben dem Preview-Event zum Thema QLED gab es ein Media-Frühstück mit Michael Zöllner, Vice President Visual Display Europe, eine ausführliche Tour über den Messestand sowie ein Technical Briefing mit Experten zu verschiedenen Themen rund um das perfekte TV-Bild.
Inhaltsverzeichnis
QLED, was ist das überhaupt?
Zunächst einmal hat QLED ziemlich wenig mit dem zum verwechseln ähnlichen OLED zu tun. Denn bei QLED kommen, anders als bei OLED, keine selbstemittierenden Pixel zum Einsatz.
Genau genommen ist QLED ein weiterer Schritt auf der langen Evolutionsleiter der LCD TVs. Nach einigen Verbesserungen hat Samsung diese seinerzeit in LED TVs umgetauft. In den letzten 2 Jahren wurden sie wiederum als SUHD TVs beworben. Neben dem Curved Design war vor allem das neue Stichwort „Quantum Dot“ überall zu lesen. Damit ist nun Schluss und aus SUHD wird QLED, wobei das „Q“ eben für die Quantum Dots steht.
Der Unterschied zwischen den SUHD TVs der vergangenen 1-2 Jahre und den neuen QLED TVs ist vor allem eine neue anorganische Metallbeschichtung auf diesen Quantum Dots. Durch diese schafft es Samsung das Einbrennen weiter zu reduzieren und stabile Farben auf eine extrem lange Lebensdauer zu gewährleisten. Im Gespräch war hier von einer gleichbleibenden Bildqualität über einen Zeitraum von mindestens 10 Jahren bzw. 15.000-20.000 Betriebsstunden die Rede.
Zudem erzielt man ein reineres Weiß, welches, sobald es auf den Farbfilter trifft, für eine bessere Farbreproduktion sorgt. Und auch die Blickwinkelstabilität konnte erneut verbessert werden und liegt laut Samsung nun auf dem Niveau von OLED oder IPS Panels. Selbst bei über 60 Grad Abweichung vom idealen Blickwinkel soll es nahezu kein Ausbleichen der Farben geben.
Dank der guten Energie-Effizienz (alle 2017er Modelle sollen die Energieeffizienzklasse A erreichen) konnte man weitere Filter einbauen und so den Schwarzwert verbessern. Laut Michael Zöllner noch viel wichtiger ist es aber, dass die Reflexion der Displays deutlich reduziert werden konnte (um ca. 50%).
Einer der wichtigsten Punkte in Sachen Quantum Dots ist für Samsung das Thema Farbvolumen. Je mehr Hintergrundbeleuchtung verwendet wird, desto weniger Farbverfälschung tritt bei Quantum Dot TVs im Unterschied zu herkömmlichen LCD-TVs auf. Je höher die Hintergrundbeleuchtung, desto intensiver soll die Farbqualität dank der Quantum Dots werden. Samsung spricht daher von puren Farben die zu 100% dem DCI-Farbraum entsprechen (dreidimensional). Das spielt natürlich vor allem bei nicht perfekt abgedunkelten Räumen eine Rolle, wenn also Tageslicht oder sonstige Lichtquellen im Einsatz sind.
Und auch für HDR ist das natürlich relevant, da vor allem OLED TVs mit zu schwachen Helligkeitswerten hier zuletzt Probleme hatten. Samsung gibt an, dass die neuen QLED TVs auf 1.500 – 2.000 Nit Helligkeit kommen. In Bezug auf HDR will man sich auf die 2 ihrer Meinung nach wichtigsten Standards konzentrieren: HDR10 und HLG (Hybrid Log-Gamma als Streaming-/Broadcasting-Format). Anders als z.B. LG setzt man also nicht auf Dolby Vision.
QLED Lineup 2017: Diese Serien wird es geben
Q7 wird die Einsteiger-Serie der QLED-TVs werden. Sie enthält Curved sowie Flat TVs in den Größen 49, 55, 65 und 75 Zoll.
Q8 bezeichnet Samsung selbst als „Flagship-Serie“ und das, obwohl es gar nicht die hochwertigste bzw. teuerste ist. TVs dieser Serie wird es in den Größen 55, 65 und 75 Zoll und ausschließlich im Curved Design geben, da Samsung dieses weiterhin als Überlegen in Sachen Bilderlebnis sieht. Außerdem setzt sie auf ein Vollmetall-Design, auch auf der Rückseite und bei der Smart Remote.
Q9 wird auf die etwas wohlhabenderen Kunden ausgelegt sein und nur in 65 und 88 Zoll verfügbar sein. Die Modelle der Q9-Serie erreichen bis zu 2.000 Nits.
Alle drei Serien setzten ausschließlich auf die Edge-LED-Technik. Bekannte Probleme dieser Technik will man aber durch entsprechende Optimierungen weiter reduziert haben.
Zu erwähnen sei grundsätzlich noch, dass Samsung zwar noch keine Preise nennen konnte/wollte, diesbezüglich aber schon eine ziemlich überraschende Ansage gemacht hat. Die Preise werden demnach wohl über denen von aktuellen OLED-TVs liegen. Laut Samsung sei dies damit begründet und gerechtfertigt, dass QLED-TVs schlicht besser als OLED-TVs seien. Wir sind gespannt ob der Markt das auch so sehen, akzeptieren und bezahlen wird.
Das hat Samsung 2017 sonst noch in petto
Das waren nun bereits eine ganze Menge Informationen die letzte alle das Thema Bildqualität betreffen. Aber Samsung hat auf der CES auch bemerkenswert viel über andere Dinge gesprochen. Eigentlich logisch, denn wie Samsung selbst sagt, befindet man sich in Sachen Bildqualität allmählich auf einem Niveau, auf dem Verbesserungen vom Endkunden kaum nach wahrgenommen werden würden.
Unterschiede in Sachen Bildqualität zwischen den 3-4 großen Herstellern wird der Kunde daher schon bald nicht mehr wirklich erkennen können, womit andere Faktoren wie z.B. Design, Bedienbarkeit und Inhalte immer mehr an Wichtigkeit gewinnen werden.
Und diesbezüglich hat sich Samsung dieses Jahr so einiges einfallen lassen.
Neue Smart Remote mit verbesserter Sprachsteuerung
2016 hat Samsung den Schritt weg von der herkömmlichen Fernbedienung und hin zur Smart Remote gewagt. Und auch wenn es immer einige Kunden gab und geben wird, die damit so ihre Probleme haben, wurde das neue Konzept laut Samsung gut angenommen.
Weniger verwunderlich ist es daher, dass Samsung diesen Weg weiter beschreitet und nicht nur das Betriebssystem (Tizen) sondern auch die Smart Remote weiter verbessert hat. Einige Infos dazu gibt es in folgendem Video:
Die verbesserte Sprachsteuerung wurde uns zwar live vorgeführt, aber leider nur im Technical Briefing-Raum, in dem nicht gefilmt werden durfte. Für mich, zumindest in Bezug auf die Sprachsteuerung, unverständlich – denn die funktionierte wirklich extrem gut und scheint einen deutlichen Sprung nach vorn gemacht zu haben.
So wurde nicht nur per Sprachbefehl problemlos der Sender gewechselt. Auch Befehle die Einstellungen betreffen wie „Hintergrundbeleuchtung 20“ oder „Spielemodus an/aus“ hat der TV zügig und korrekt umgesetzt. Gerade für Freunde der perfekten Bildeinstellung interessant: Es lassen sich nun auch per Sprachsteuerung bestimmte Untermenüs öffnen. Dadurch ist es nicht mehr nötig das nötige Untermenü zum 20. Mal per Hand zu öffnen.
Und die für mich schon 2016 großartige Funktion, dass Samsung in der Lage ist mit der Smart Remote auch andere Geräte wie Konsolen, Streaming-Boxen oder Player zu steuern, ist natürlich wieder mit an Bord.
Invisible Cable & One Connect Box
Auch an der One Connect Box wurde gearbeitet. Sie bietet nun nicht nur Infrarot-Unterstützung, sondern kommt auch standardmäßig mit dem neuen und 5 Meter langen „Invisible Cable“ daher. Neben dem Stromkabel ist dieses das einzige, welches zukünftig vom TV aus weg führt und soll so vor allem in Sachen Optik überzeugen.
Das wirklich dünne Kabel aus mehreren Metern Entfernung auf einer weißen Wand in der Tat kaum zu sehen und dank seiner Länge von 5 Metern kann die One Connect Box und damit auch die übrige Hardware fast beliebig im Raum platziert werden. Und wem das noch zu wenig ist, der kann sich ein optional erhältliches Kabel mit einer Länge von 15 Metern bei Samsung bestellen.
Samsung Wall Mount
Ebenfalls ein sehr interessant ist das neue Samsung Wall Mount Konzept. Dieses soll es laut Samsung ermöglich allein und innerhalb von maximal 15 Minuten den TV an die Wand zu hängen. Rein aus Gewichtsgründen wird das verm. nur bis 55 Zoll wirklich gut funktionieren, was das Ganze aber absolut nicht schlecht machen soll.
Samsung hat mittig auf der Rückseite seiner TVs ein wenig Platz geschaffen und ermöglicht somit das verschrauben einer neuen Halterung. Diese kann wiederum in die hauseigene Wandhalterung gehängt werden, wodurch der TV extrem nah an der Wand hängt, ohne unnötige Abstände.
Darüber hinaus ermöglicht es die Wandhalterung den TV nachträglich in beide Richtungen bis zu 5% zu neigen, wodurch nicht perfekt ebene Bohrlöcher in wenigen Sekunden ausgeglichen werden können. Zudem wird die Wandhalterung in Zukunft auch eine Soundbar unterhalb des TVs aufnehmen können und natürlich ist der TV auch nach vorne hin neigbar.
Alles in allem sah das Konzept wirklich sehr durchdacht aus. Preise konnten uns zwar auch hierzu noch nicht verraten werden, wenn das Ganze aber in der Praxis so gut funktioniert wie man uns glauben machen wollte, wird sich das Konzept mit Sicherheit durchsetzen.
Und wer seine alte Wandhalterung behalten möchte, für den sind alle 2017er TVs auch weiterhin VESA-konform.
In folgendem Video haben wir das Ganze einmal vorgestellt:
Standfüße
In Sachen Design hat sich Samsung auch als erster Hersteller dafür entschließen dieses Jahr optionale Standfüße anzubieten. Es steht wohl noch gar nicht ganz fest wie viele es davon wirklich geben wird, neben dem neuen Standfuß der standardmäßig zum TV gehört wurden auf der CES aber immerhin schon 3 Stück gezeigt.
In diesen ist auch jeweils ein Kabelmanagement integriert, wodurch die Kabel vom TV praktisch unsichtbar weg geführt werden können.
TV+ & Music
Was die Bedienung angeht hat Samsung sich ebenfalls weiter Konzepte überlegt.
Mit TV+ möchte man neue Dienste wie Streaming-Kanäle besser in das TV-Erlebnis integrieren und diese ähnlich wie normale TV-Sender zugänglich machen. Dies soll unter anderem Gelingen, indem sie wie ein TV-Kanal in die Senderliste aufgenommen werden können. Partner für Deutschland ist in diesem Bereich Funkte Media bzw. TV Digital.
Bei Music arbeitet Samsung mit der schon seit einigen Jahren bekannten Smartphone-App „Shazam“ zusammen und bietet die bekannte Musikerkennungs-Funktion der App innerhalb des TVs an. Hört man also während eines Films oder einer Serie einen Song der einem gefällt, kann man die Funktion nutzen um Titel und Interpret zu erfahren. Zudem lässt sich der Titel direkt in Spotify, Deezer usw. abspielen und auf Wunsch in eine Playlist aufnehmen.
Der TV als Design-Element
Und zu guter Letzt zeigt Samsung noch die Zukunft der Fernseher und wie sie sich, wenn es nach Samsung geht, perfekt in den Wohnraum integrieren werden. Auf folgendem Bild ist zu sehen wie 7 „Bilderrahmen“ aufgehängt wurden.
Nun ist auf dem Foto ziemlich leicht erkennbar, dass der schwarze Rahmen oben rechts kein Bild sondern ein QLED TV ist. Weniger einfach (und live praktisch gar nicht) erkennbar ist, dass das große „Bild“ in der Mitte, ebenfalls ein TV ist.
Mein Fazit zu Samsungs Plänen für 2017
Eigentlich muss man das Fazit aufteilen, einmal Technik bzw. Bildqualität und einmal den Rest.
Was die Bildqualität angeht kann man nur zu dem Schluss kommen, dass Samsung hier in der Tat noch einmal einen Schritt nach vorn gemacht hat. Wie groß dieser Schritt ist, werden aber erst unabhängige Testberichte zeigen müssen. Denn weder sind die Lichtverhältnisse auf Messeständen besonders gut, noch gebe ich all zu viel auf direkte Vergleiche zwischen TVs zweier Hersteller die von einem der beiden eingerichtet wurden 😉
Auf den ersten Blick sehen die Ergebnisse aber sehr vielversprechend aus und vieles von dem was Samsung uns so erzählt hat klang sowohl logisch wie auch selbstbewusst.
Was ich dagegen weniger gut heißen kann ist die Bezeichnung QLED, ganz gleich wie viel Sinn diese ggf. macht. Für den Otto Normalverbraucher wird es nicht ohne weiteres verständlich sein, wieso das nun so wenig mit OLED zu tun hat, obwohl es fast identisch heißt. Nicht nur, dass es hiermit mal wieder unnötig kompliziert für den Endkunden wird, man rückt auch ohne Not dauernd LG mit seinen OLED TVs ins Rampenlicht.
Wirklich überrascht hat mich die Ankündigung die Preise ein gutes Stück anheben zu müssen und vermutlich sogar teurer als entsprechende OLED-Modelle zu werden. Ganz gleich wie gut die QLED TVs auch sein mögen, ich bin sehr gespannt ob das für Samsung funktionieren wird und man genügen Käufer findet die entsprechend tief in die Brieftasche greifen.
Von der Display-Technik einmal abgesehen hat Samsung aber eine ganze Reihe wirklich guter Konzepte präsentiert oder weiterentwickelt. Die Smart Remote fand ich 2016 schon extrem praktisch und die neue Sprachsteuerung könnte erstmals wirklich das halten, was sich viele schon seit Jahren von ihrem Smart TV erhoffen.
Das Neue Wall Mount Konzept klingt ebenfalls sehr vielversprechend und könnte wie das „Invisible Cable“ mit der One Connect Box ein weiteres Alleinstellungsmerkmal für Samsung werden, wenn es denn preislich wie auch funktionell hält was es verspricht.
Insgesamt merkt man, dass Samsung sich sehr viele Gedanken um das Gesamtkonzept gemacht hat und das denke ich sehr erfolgreich. Problematisch sehe ich die vermutlich sehr hohen Preise.
Letztlich hat Samsung das Glück, dass die OLED-Technik noch eine ganze Reihe von Problemen hat, die dieses Jahr noch lange nicht alle verschwunden sein werden. Wie es im Zweikampf der beiden Technologien in den kommenden Jahren weiter geht, bleibt aber spannend.
QLED ist lediglich ein 2016er-SUHD Modell auf Steroiden. Nicht mehr und nicht weniger.