Mit einem geschickten Doppelschlag will Sky ganz nebenbei Ultra-HD-Fernsehen in Deutschland etablieren. Der Chef des Pay-TV-Anbieters, Carsten Schmidt, macht vor allem Fußball-Fans ein Angebot, das für vom Rundleder-Virus Infizierte schwer „ablehnbar“ ist. Nicht nur, dass man zu Sonderkonditionen den nagelneuen Receiver Sky+ Pro mit einem Terrabyte Speicherkapazität als Köder auslegt, nein, man stellt quasi ab sofort auch den Empfang von zwei UHD-Sendern in Aussicht: Sky Sport Bundesliga UHD und Sky Sport UHD.

Kunden, die das Premium-Paket gebucht haben, können ganz unverbindlich „schnuppern“. Zwölf Monate lang dürfen sie die Vorzüge der 4K-Qualität kostenlos auf Herz und Nieren prüfen. Indem sie zum Beispiel pro Spieltag eine Begegnung der Bundesliga verfolgen oder sich ausgewählte Spiele der UEFA Champions League reinziehen. Wetten, dass der Papa motzt, wenn die Mama nächstes Jahr um diese Zeit meint, dass HD völlig ausreicht?

Außerdem sind bis dahin wahrscheinlich schon längst etliche Live-Übertragungen von anderen Sport-Ereignissen gelaufen und der Rest der Familie will die von Sky On Demand angebotenen Filme und Serien nicht mehr missen. Mutti wird es schwer haben…

Bewegung in der Medienlandschaft

Überhaupt tut sich Einiges, in der Medienlandschaft. Vor ein oder zwei Jahren lächelten die meisten Intendanten öffentlich-rechtlicher oder privater Sende-Anstalten noch müde über Prophezeiungen, denen zufolge das Fernsehen in seiner gewohnten, „statischen“ Form keine Zukunft hat. Jetzt, am 30. September 2016, strahlen der ARD-Ableger „Eins Plus“ und „ZDF-Kultur“ zum letzten Mal aus.

Nur online startet hingegen am 1. Oktober der gemeinsame Jugendkanal des Ersten und Zweiten Programms, der nach Aussage von Programm-Geschäftsführer Florian Hager weitaus mehr als eine auf Jugendliche zugeschnittene Mediathek sein soll. „Anders“ als ARD und ZDF wolle (oder müsse?) man sein, um Menschen im Alter von 14 bis 29 Jahren bei der Stange zu halten.

Sonst könnte eine Pleite wie beim Schweizer Jugendkanal „Joiz“ drohen, der nach fünf Jahren wegen Überschuldung den Sendebetrieb im Land der Eidgenossen einstellen muss. Geldnot zwang seinen vor drei Jahren gestarteten deutschen Ableger zum Abdriften ins Internet, seit letztem Jahr ist „Joiz“ selbst über Satellit nicht mehr empfangbar.

Red Bull sagt leise „Servus“

„Servus“ heißt es zum Jahresende auch für Fans des Red Bull Free-TV-Senders „Servus-TV“ aus Deutschland und der Schweiz. Die Österreicher machen im übertragenen Sinne einmal mehr die Grenzen dicht und wollen sich mit mehr Herzblut auf ihre Zuschauer in der Alpen-Republik konzentrieren.

Aufbruchstimmung hingegen bei Netflix. Anfangs noch skeptisch beäugt, machte sich der Streaming-Anbieter mit Eigenproduktionen – etliche davon inzwischen in 4K – einen Namen. Auf den gesammelten Lorbeeren wollen sich die Amis aber keinesfalls ausruhen. Während es heuer rund 600 Stunden „hausgemachtes“ Material waren, setzte man sich zum Ziel, bis 2020 etwa 2500 Stunden Content per anno zu liefern.

DAZN auf holpriger Strecke unterwegs

Was Sky mit seinem „Verwöhnprogramm“ für zahlungskräftige Kunden vormacht, versucht DAZN (ausgesprochen: Daisoun) auf einem breiteren, finanziell günstigerem Fundament zu etablieren. Mit erheblichen Startschwierigkeiten (Totalausfall bei der Übertragung eines Fußballspiels) ging das Onlineportal Mitte August auf Sendung, seither versucht man, „auf Augenhöhe“ zu rudern.

Die ersten 30 Tage sind kostenlos, danach muss man für DAZN lediglich 9,99 Euro pro Monat investieren. Der Focus liegt – wie könnte es anders sein – auf dem Fußball. Bundesliga-Highlights sind die Sahne-Schnittchen, Live-Spiele aus der spanischen La Liga, der italienischen Serie A oder der französischen Ligue 1 gewiss nicht nur Lückenfüller. Außerdem stehen NBA-Basketball, Handball, Tennis, Darts, Sportfischen, Motorsport und Bowling auf der Angebotsliste.

Bei American Football hilft nur der NFL-Gamepass

Wer sich – so wie der Schreiber dieser Zeilen – vor allem wegen der Sparte NFL-Football bei DAZN umschaute, sei „vorgewarnt“. Im Gegensatz zu Fußballspielen, die „On Demand“ bis zu 30 Tage lang abrufbar bleiben, gilt das für American Football nicht. O.K. – man kann sich mit Verspätung nach dem Kick-Off einklinken und ist dennoch von Anfang an dabei. Das Spiel nochmal in aller Ruhe anschauen geht aber nicht. Die NFL Red Zone als Ausgleich ist da nur ein schwacher Trost.

Wer in der Regular Season, bei den Playoffs und natürlich beim Super-Bowl dabei sein will, muss bluten und sich den NFL-Gamepass anschaffen. Kostet 200 Euro – aber dann ist man mittendrin, statt nur dabei.

Eine Generation weiter

waipu.tv ist eine disruptive (die Extreme bevorzugende) Next-Generation-TV-Plattform, die erstmalig die einer eigenen Presse-Erklärung zufolge die Flexibilität einer Smartphone-App mit der Bildübertragungsqualität von Glasfasertechnologie vereint. Eine  Set-Top-Box brauche man nicht, benötigt werde nur ein Smartphone, die waipu.tv-App (kostenlos für iOS und Android), der vorhandene Internetanschluss sowie ein beliebiges TV-Gerät.

Fernsehsendungen ließen sich mit nur einem Klick aufnehmen, in der waipu.tv-Cloud speichern und zu einem späteren Zeitpunkt ansehen; auch dafür sei keine zusätzliche Hardware erforderlich.  Zusätzlich könne das Programm jederzeit pausiert und erneut abgespielt werden. Dank der eigenen Glasfaser-Infrastruktur, die 23 Millionen Haushalte in Deutschland direkt und auch bei hoher Auslastung in Lichtgeschwindigkeit erreiche, erfolge das Streaming ohne Verzögerungen – bald schon in 4K/UltraHD.

waipu.tv kostet als Basispaket, das für 30 Tage kostenlos getestet werden kann, inklusive zehn Stunden Aufnahmespeicher 4,99 Euro im Monat. Zusatzoptionen wie Speichererweiterungen oder die Nutzungsmöglichkeit außerhalb des Haushaltes lassen sich jederzeit hinzubuchen.

Bedenkliche Sensationslust

Adrenalin, Nervenkitzel, Gänsehautmomente – das Senderprofil von INsight TV, einem Ableger des international agierenden Programmveranstalters TV Entertainment Reality Network (TERN) verspricht unglaubliche Geschichten über außergewöhnliche Menschen bei Abenteuern, Action- und Extremsport. INsight TV wird am 4. Oktober 2016 aufgeschaltet. Damit reiht sich das 22. Mitglied in die HD+ Familie ein

INsight TV setzt nach eigenen Angaben auf technologische Innovation und Einbindung von Zuschauern, die selbstgedrehte Videos auf den Social-Media-Kanälen des Senders veröffentlichen können.Ziel sei es, die Grenzen zwischen linearem und nicht-linearem TV aufzuweichen und Inhalte international über verschiedene Plattformen zu verbreiten. Immer samstags um 22:10 Uhr dürften sich „Sportskanonen und Adrenalinjunkies“ auf „Running the World“ freuen. In dieser Serie klettern die waghalsigen Brüder Max und Benj Cave auf Dächer von Hochhäusern und springen von einem zum anderen – ohne Sicherung. Obwohl die beiden zu den besten Freerunnern Großbritanniens zählen, dürfte Zuschauern bei diesen Bildern der Atem stocken. Nichts für schwache Nerven also. Und insgesamt eher grenzwertig – aber das ist nur die persönliche Meinung des Autors.

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