Da schau her: das Testmagazin „videoaktiv“ nahm im Sonderheft „Kamera-Kaufberater“ drei 4K-Foto-Kameras unter die Lupe und prüfte die Delinquenten vor allem in der Rubrik „Filmen“ auf Herz und Nieren. Während der Verfasser dieser Zeilen blind auf die Nikon D500 als „Testsiegerin“ getippt hätte, gebührt nach Ansicht der Redaktion von „videoaktiv“ dieser begehrte Titel der Sony DSC-RX 10 Mark III.

Ihre „Schwester“, die Sony Alpha 6300, schaffte es auf Platz zwei, die Nikon lag mit neun Punkten fast „weit abgeschlagen“ zurück und bekam, was das Preis/Leistungsverhältnis anbelangt, nur ein „befriedigend“.

Begründung? Testredakteur Rainer Claaßen erwähnt in seinem Fazit die „sichtbar bessere Bewegungswiedergabe“ sowie die „für den Filmer bessere Ausstattung mit elektronischem Sucher und der effizienteren Arbeit der Stabilisatoren“ der beiden Sonys.

Haben Konstrukteure Hausaufgaben nicht gemacht?

Bei Nikon dürfte man die deutliche Niederlage zähneknirschend zur Kenntnis nehmen. Gerade die D500 wurde doch in sämtlichen führenden Foto-Magazinen hoch gelobt und mit Titeln überhäuft. Ist „videoaktiv“ etwa parteiisch?

Ich höre schon wieder diese Stimmen, die „der Presse“ unterstellen, käuflich zu sein. Die Journalisten verdächtigen, Produkte „hochzuschreiben“, damit sie, die kleinen Schreiberlinge, von großen Herstellern materiell oder finanziell üppig entlohnt werden…

Bullshit! „videoaktiv“ hat nicht falsch, sondern nur anders bewertet! Die Kollegen leisteten ganze Arbeit und dokumentieren die Ergebnisse nachvollziehbar und umfangreich. Dass es ein anderes Resultat ergeben hätte, wenn sich alles um den Sektor „Fotografieren“ gedreht hätte, dürfte ihnen sonnenklar sein. Denn so schnell pinkelt man einem alten, erfahrenen Platzhirschen wie Nikon nicht ans Bein.

Warum haben die Konstrukteure der Nikon D500 ihre Hausaufgaben nicht gründlicher gemacht? Wie kann es sein, dass eine Sony für 1600 Euro besser abschneidet als das eigene Produkt, das wesentlich teurer (2300 Euro) ist?

Wieso gibt es nicht „eine für alle“?

„Firmenpolitik“, konstatiere ich. Und zwar ohne Nikon an den Pranger zu stellen. Denn genau wie Canon, Panasonic oder eben Sony fällt es diesem Hersteller schwer, eine „eierlegende Wollmilchsau“ auf dem Markt zu platzieren.

Das wär´s aber doch, oder? Ein Gerät, ausgestattet mit bester Technik und in Jahrzehnten gereiftem Know-How, mit dem man in den Disziplinen Foto und Video der Konkurrenz das Fürchten lehrt und das dabei „bezahlbar“ bleibt!

Wieder höre ich Stimmen. Sie brüllen „Abzocke“ und „Verarsche“ – und sollen endlich das Maul halten! Pardon! Mögen sich die ewigen Besserwisser gefälligst einmal selbst an der Nase fassen und sich einem persönlichen Test unterziehen. Die Gretchenfrage lautet: Wo liegen die eigenen Präferenzen?

Jeder kauft für sich allein

Wer wie Kurt auf bewegte Bilder steht, hat enorme Freude daran, bei allen sich bietenden Gelegenheiten „live dabei“ zu sein. Er hortet Video-Material. Hochzeit, Geburtstag, Volksfest, Vereinsfeier – ganz egal. Es macht ihm Spaß, die Filmschnipsel am eigenen PC zu schneiden, nachzuvertonen und aufzupeppen.

Er legt großen Wert auf kompakte Geräte mit großem Zoombereich und akzeptabler Lichtstärke. Ab und zu „knipsen“ kann er mit denen auch. Wieso soll er 5000 Euro ausgeben, wenn er für 1500 Euro auch schon bekommt, was er sucht?

Als Profi kennt Kameramann Gerd „diese Dinger“, die unter dem Oberbegriff „Consumer-Camcorder“ angeboten werden, überhaupt nicht. Als der Sender, für den er arbeitet, erstmals für seine Begriffe winzige 4K-“Henkelmänner“ anschaffte, deutete er das als schlechtes Omen für die Zukunft, zeigte sich dann aber „geplättet“ von der Aufnahmequalität.

Auflösung, Tempo oder Lichtstärke?

Aber trotzdem: Wippen für das Zoom statt ordentliche, viel feiner „dosierbare“ Einstellringe? „Geht gar nicht“. Dazu steht er noch heute. „Kamera“ ist für ihn das Synonym für „Werkzeug“. Groß, schwer, kompliziert und schweineteuer, aber eben auch zuverlässig, robust und wetterfest bei widrigen Einsätzen.

Sein Nachbar ist seit eh und je ein ambitionierter Fotograf. Seine Leidenschaft sind Portraits, Landschaftsaufnahmen, aber auch Gruppenfotos bei Familienfeiern oder Festivitäten. Alles andere als Vollformat kommt für ihn nicht infrage. Das Kameragehäuse allein hat schon 5000 Euro gekostet, jede lichtstarke Hochleistungsoptik, die er sich gönnt, schlägt mit 1000 bis 3000 Euro zu Buche.

Blitzgeräte, Studiolampen, Stative, Filter – alles kostet viel Geld. Hätte er die Wahl zwischen einem Sportwagen und einer neuen Top-Ausrüstung „seiner“ Marke, fiele ihm die Entscheidung nicht schwer.

Als Presse-Fotograf hat sich Kandidat Nummer drei besonders auf Sportfotografie festgelegt. Der Crop-Faktor von APS-C-Kameras hat ihn nie gestört. Im Gegenteil. Die Brennweite von lichtstarken Zoom-Objektiven verlängert sich, beim Fußball, Handball, Volleyball oder Basketball ist er einfach „näher dran“.

Schnappschüsse Ja, „Knipsen“ Nein!

Boxen, Tennis, Judo, Ringen, Leichtathletik? Was zählt ist Tempo – vor allem bei der Kamera. Zehn Bilder pro Sekunde sollten es schon sein. Mit so leichten, kleinen spiegellosen Dingern kann er nichts anfangen. Wenn vorne ein 2.8/300-Tele dranhängt, braucht es hinten ein Gegengewicht. Konsequenz: die gute fette alte DSLR.

Als Hausfrau und Mutter ist die 30-jährige Gisela auf „Schnappschüsse“ spezialisiert. Die Kinder, der Mann, der Hund, die Oma, die Freunde, alle zusammen – und natürlich der Urlaub. Alles wird „geknipst“, obgleich die quirlige Dame diesen Ausdruck nicht leiden kann, denn dann könnte sie ja gleich ihr Handy nehmen.

So aber verwendet sie sich eine qualitativ hochwertige Bridge-Kamera, die mit angeflanschtem Zoom und integriertem Blitz locker in die Handtasche passt und überall dabei ist. Filmen könnte sie damit auch, aber das interessiert sie nicht sonderlich.

So, liebe Kritiker – versuchen Sie jetzt mal, alle Anforderungen unter einen Hut zu bringen und weisen Sie zielführende Wege auf. Ich wünsche Ihnen dabei schon mal viel Spaß. Brauchbare Vorschläge leiten wir gerne an von Ihnen bevorzugte Hersteller weiter und natürlich überwachen wir Ihre gerechte Entlohnung.

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