„Der griechische Meeresgott Triton beherrscht die Wellen der See – Triton 1 von SPEAR Labs ist der Herrscher der Klangwellen“. Geht es auch eine Nummer kleiner? In den USA zurzeit anscheinend nicht. Denn hinter der gewaltigen Metapher Herrscher der Klangwelten verbirgt sich im Grunde nur ein schweine-teurer In-Ear-Kopfhörer.
OK. Das war jetzt gemein. Aber wie man in den Wald hinein brüllt, so faucht der Förster zurück. Der SPEAR Labs Triton 1 wird als eine besondere Komposition aus drei außergewöhnlichen Materialien und vier herausragenden Treibern beschrieben, die sich „auf drei Wegen zu einem kostbaren Schmuckstück verbinden, das sich unerreicht edel anfühlt, ausgezeichnet klingt und mit seiner erhabenen Optik begeistert“. Uff.
„Speerspitze der Ohrhörerfertigung“
Seit April wird der amerikanische Hersteller SPEAR Labs in Europa exklusiv von cma audio vertrieben. Mit dem edlen Ear-In zum Preis von 2999 Euro will man als „Paukenschlag“ eine Besonderheit und ein in seiner Gänze wahres Schmuckstück für höchsten audiophilen Genuss etablieren.
Erklärtes Ziel bei der Entwicklung des Triton 1 sei es gewesen, sich keine Grenzen aufzuerlegen, „sondern kompromisslos den in jeder Hinsicht bestmöglichen Ohrhörer zu erschaffen“. Aus seltenen Materialien wie Sterling-Silber und Obsidian gefertigt und mit innovativer Treibertechnologie ausgestattet, stelle das filigrane Gerät die „Speerspitze der Ohrhörerfertigung“ dar.
Nicht einfach nur Titan
Das Gehäuse besteht aus solidem Sterling-Silber, das man ob seines warmen Timbres wählte und das sich des weiteren durch eine gute Wärmeregulation und eine antibakterielle Wirkung auszeichnet. Es folgt eine Klangkammer aus Titan. Aber nicht einfach bloß so Titan! Nein. „Recyceltes Material aus einem Tarnkappen-Kampfjet“, wie der Hersteller mindestens so glaubhaft wie Donald Trump schwört.
Abgeschlossen wird der Ohrhörer von einem Stück Obsidian, in das die Firmeninsignien eingelassen sind. Das Vulkanglas, das neben seiner Verwendung als Schmuck sogar in der Chirurgie eingesetzt wird, sorge beim Triton 1 für eine herausragende akustische Isolation und den edlen schwarzen Glanz des Gerätes.
Make Fach-Chinesisch great again!
Lust auf ein bisschen Fach-Chinesisch? Bittesehr: „Im SPEAR Labs Triton 1 werden drei Wege über vier Treiber wiedergegeben: die Hybrid Acoustically Balanced Universal Technologie, kurz HABU. Dabei ist jeder Treiber für sich genommen speziell optimiert.
Den Anfang macht ein eigens entwickelter dynamischer Treiber mit einer fünflagigen, laminierten 10-mm-Membran. Dazu gesellt sich eine Weltneuheit: Der magnetostatische ACT Treiber bietet einen enormen Frequenzumfang und außergewöhnlich geringe Verzerrungen.
Drei Wege für ein Halleluja
Abgerundet wird das Treibersystem von Dual-Balanced-Armature-Schallwandlern, die genauestens auf den Triton 1 abgestimmt wurden. Die Konstruktion des Drei-Wege-Systems stellt sicher, dass der Ohrhörer auch klanglich dem Anspruch gerecht wird, den sein Äußeres bereits verrät“.
Die eigens entwickelten Nform Ohrpassstücke bestehen aus Nanoschaum. Sie schließen das Ohr besonders gut ab und wurden entwickelt, um modernen Anforderungen zwischen hochauflösendem Audio, Umgebungslärm und einem aktiven Lebensstil gerecht zu werden.
Geflochtenes Kupfer und Silber
Die Xtreme Temperature Resistance (XTR) Serie soll für anhaltend angenehme Geschmeidigkeit auch in Situationen sorgen, in denen Temperatur und Luftfeuchtigkeit stark schwanken. Zum Lieferumfang gehören ein geflochtenes Kupfer-Silber-Hybridkabel mit Pentaconn-Steckern, ein robustes Transportcase aus Leder sowie ein Satz Nform XTR Ohrpassstücke.
Den ersten Exemplaren legt der Vertrieb außerdem einen Adapter von Pentaconn auf 3,5-mm-Klinke bei. Nach der Aufzählung all dieser Superlative quälen mich zum Schluss noch immer zwei heikle Fragen, die mir hoffentlich irgendjemand da draußen beantworten kann: Wie viele Kopfhörer kann man aus einem Tarnkappen-Kampfjet machen? Weshalb muss es ein recycelter Kampfjet sein, wo doch jeder weiß, dass amerikanische Kampfjets unbesiegbar, unkaputtbar und unabstürzbar sind?