Wenn ich reinen Herzens und ganz ehrlich zu mir bin, nicht erst eitel einen Blick in den Spiegel werfen muss, um sogleich auf äußerst abschreckende Weise darin bestätigt zu werden, dass ich von jener Zielgruppe Jahrhunderte entfernt bin, könnte man folgende Geschichte als Beitrag zu „Jugend forscht“ erachten. Immerhin spielte mein Enkelsohn mit. Und der ist 15.

Neulich richtete der Knabe das Wort an mich und fragte: „Opa (damit meint der Halunke mich!), du hast doch noch den alten 9-Kanal-Receiver von Onkyo, oder?“

„Gewiss, mein Kind“, antwortete ich. Wohl wissend, dass ihn das ärgert – aber er hatte ja mit dem Opa angefangen!

„Brauchst du den eigentlich noch?“

Er musste sich sehr beherrschen die Dings, die Contenance zu bewahren, das amüsierte mich diabolisch.

„Wisse, Jüngling!“, hub ich an. „Selbstverständlich könnte ich dies edle Gerät, welches mir drei Jahre lang nichts als Freude bescherte, auf dem Markt feil bieten und damit ein erkleckliches Sümmchen erzielen, aber du bist mein Fleisch und Blut und wenn du den Apparat haben willst, kriegst du ihn natürlich. Wollen wir ihn gleich mal ausprobieren“?

Das war der Start eines Experiments, dessen völlig unvorhergesehenen Ausgang ich an dieser Stelle unbedingt schildern muss. Lesern mit schwachem Nervenkostüm sei angeraten, sich komfortabel zu setzen bzw. gleich zu betten, um nicht der Ohnmacht anheim zu fallen und sich die Birne am Boden zu verbeulen. Mein liebes Enkelchen, das putzige kleine Kind, bewies mir, dass immersiver Klangzauber a´la Dolby Atmos auch mit konventioneller Apparatur machbar ist.

Sollten Sie in nächster Zeit nichts mehr von mir lesen, können Sie sich sicher sein, dass mich eine mafiöse Herstellerbande kidnappen und beseitigen ließ. Vielleicht dümple ich gerade als Fischfutter in einem trüben Tümpel, dennoch fühle ich mich verpflichtet, das akustische Abenteuer in allen Einzelheiten zu schildern.

Derweil mein braver Enkelsohn in seinem großzügig bemessenen Zimmer meinen guten alten Onkyo mit neun doch recht unterschiedlichen Boxen plus Subwoofer verkabelte und ich auf seinem Bürostuhl schaukelte, erläuterte er mir seine Theorie.

„Weißt du, Opa, in der Bedienungsanleitung steht, dass der AV-Receiver zwei Kanäle hat, die man entweder für „Front Wide“ oder für „Front High“ nutzen kann. Und dann müsste es doch möglich sein, so etwas Ähnliches wie immersiven Raumklang hinzukriegen, oder“?

„Grünschnabel!“ fauchte ich. „Wie kann da Dolby Atmos drin sein, wenn nicht Dolby Atmos drauf steht?“

„Wart´s ab!“ brummte der Lümmel. Als ich während des Einmess-Vorgangs kurz eingenickt war, plärrte er plötzlich „fertig“ und ich besah mir die Lautsprecher-Anordnung bei Lichte. Auffallend waren die zwei kleinen Onkyo-Zusatzboxen, die er sich von seinem Taschengeld gekauft hatte und die jetzt auf den Haupt-Lautsprechern lagen, um ihre Botschaften in Richtung Zimmerdecke abzustrahlen.

Der erste Film, der in der Schublade des Blu-ray Players verschwand war „Prometheus“ von Ridley Scott. Keine Dolby-Atmos Tonspur – ich habe selber nachgeschaut. Dennoch waren wir plötzlich mittendrin, statt nur dabei, als eine Crew von Raumfahrern auf einem fernen Planeten eine finstere Höhle durchsuchte, in der es von der Decke tröpfelte. Besser gesagt: wolkenbrüchelte!

Nicht vorne und hinten links und rechts, sondern direkt über unseren Köpfen! Wir haben uns geschworen, dass wir uns nichts vormachten und machten weiter. Mit „Avatar“. Der Dschungel auf Pandora – der Hammer! Nicht zuletzt, weil wir die 3D-Version gewählt hatten, waren wir des öfteren versucht, Insekten zu verscheuchen, die vor unserer Nase herumtanzten.

Nächster Versuch: „Herr der Ringe“. „Leck mich am A…“, hätte ich beinahe gejuchzt, als die idyllische Stimmung im Hobbit-Dorf des Auenlandes bei Gandalfs Eintreffen und der Geburtstagsparty von Bilbo förmlich überschwappte oder die finsteren Horden aus Mordor mitten durch das Kinderzimmer galoppierten.

Jetzt musste ein echter Dolby-Atmos-Streifen her. Die „Blues Brothers“ gaben uns den Rest. Jake, Elwood, mein Enkel und ich düsten durch „Sweet Home Chicago“, musizierten mit den angeblichen „Good Ol´ Boys“ im Hühnerstall und ließen uns von Aretha Franklin anschreien.

Am Ende dieses Artikels komme ich nicht umhin zu betonen, dass ich Dolby-Atmos kenne und mein neuer AV-Receiver über diese Technik verfügt. Und gewiss ist im „richtigen“ Format alles noch direkter, spontaner, überraschender, beeindruckender. Doch wer noch eine etwas ältere 9-Kanal-Kiste besitzt, möge nachsehen, ob er etwas über „Front High“-Ausgänge findet.

Dann einfach mal zwei Lautsprecher „himmelwärts“ ausrichten und Filme, die man liebt, „ausprobieren“. Es wäre mir ein Pläsier, Erfahrungsberichte sammeln und an dieser Stelle veröffentlichen zu dürfen! Jetzt muss ich aber Schluss machen. Wir müssen heute unbedingt den jüngsten „Star Wars“ testen. Möge die Macht der neun Kanäle mit uns sein!

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