Muss man sich Sorgen machen, wenn man von Experten als „Audiophiler“ bezeichnet wird? Ist das ansteckend? Tut das weh? Hat es strafrechtliche Konsequenzen? Stimmt irgendwas nicht in der eigenen Birne? Keine Angst: der typische Audiophile ist ein meist harmloser, schlimmstenfalls sogar netter Mensch, der lediglich überdurchschnittlich hohen Wert auf Klang-Qualität legt. Nicht selten ist er gleichzeitig auch High-Ender; also eine Person, die sehr viel Geld in hochwertige High-Fidelity Anlagen investiert, die man nicht an jeder Ecke kaufen kann.

Als Purist verschmäht der Homo audiophilius in der der Regel Verstärker, die mehr als zwei Kanäle zur Wiedergabe von Musik verwenden. Und rümpft garantiert die Nase, falls ihm erstmals in seinem Leben jemand weismachen will, dass es auf diesem Planeten AV-Receiver gibt, die „das Beste aus zwei Welten“ in einem Gehäuse miteinander verschmelzen. Womit gemeint ist, dass solche Geräte einerseits erstklassigen High-End-Klang und andererseits komplexe akustische Simulationen für Filmsound zu meistern in der Lage sind.

Auf Augenhöhe mit reinrassigen Stereo-Verstärkern

Sagen wir es, wie es ist: in der Regel ist der Audiophile ein bisschen altmodisch, eine Spur beratungsresistent und eine Nuance rechthaberisch. Ich muss es wissen, denn ich wurde in jüngeren Jahren recht oft „audiophiler Heini“ gescholten und erst bekehrt, als ich mir Ende der 1980er-Jahre einen „Surround-Receiver“ von Yamaha kaufte. Entweder hatten meine Schlappohren unter zu massiver Beschallung mit Rockmusik gelitten, oder aber es war tatsächlich kein Unterschied zum Vorgänger-Apparat, einer wahrlich grandiosen Rotel Vor- und Endstufe, herauszuhören.

Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass hochwertige AV-Receiver ebenso gut wie reinrassige Stereo-Verstärker sind, habe aber kapiert, dass Leute, die mit Heimkino nix am Hut haben und viel lieber Schallplatten oder SACDs hören, in der „Hifi-Ecke“ besser aufgehoben sind. Sie brauchen weder Dolby True-HD, noch Dolby-Atmos, DTS:X oder Multiroom-Funktionen. Bei Streaming-Diensten, die High Resolution Music anbieten, könnten sie möglicherweise schwach werden und „nur mal so“ – rein aus Neugierde – im Internet blättern, um zu eruieren, was ihr Lieblingshersteller denn an so neumodischem Zeugs im Repertoire hat.

Vorne dezent, hinten opulent - Cambridge vergisst niemanden.

Vorne dezent, hinten opulent – Cambridge vergisst niemanden.

Bei Onkyo, Pioneer, Sony, Denon, Marantz oder natürlich Yamaha werden sie schnell fündig und finden ein reichhaltiges Sortiment vor. Bei Cambridge Audio gab es bislang wenig bis nichts. Jetzt aber zogen die zurückhaltenden Briten nach und schicken zwei Boliden ins Rennen, die durchaus Chancen auf Etappensiege haben. Vor allem der CXR200 von Cambridge is very exciting, my dear friends! Die gebürstete Frontplatte ziert ein dezentes Display, welches in zarten Blautönen artig über die aktuelle Arbeitsweise der sieben Endstufen Auskunft gibt.

Im Zweikanalbetrieb liefert der Cambridge jeweils 200 Watt an 6 Ohm. Werden alle Kanäle befeuert, leistet das grundsolide Gerät je 120 Watt an 8 Ohm Widerstand. Wer die Schwerarbeit lieber an externe Endstufen delegieren will, findet Vorverstärkerausgänge. Zwei Koax-Buchsen sind für Subwoofer reserviert.

Ergänzt wird das üppige Angebot im Audio-Bereich durch eine extra-aufwändige Bildwiedergabe-Sektion. Mit HDMI 2.0-Anschlüssen, die mit den 4K– und 3D-Standards kompatibel sind, skaliert der CXR200 1080p Signale auf ultrahochauflösende 4K. Außerdem wird die „Deep-Color“-Technik unterstützt. Acht HDMI-Eingänge verwalten sämtliche Bildquellen. Zwei davon supporten MHL, einer auf der Vorder-, der andere auf der Rückseite. An der Front gibt es des weiteren USB und MP3-Aux-Eingänge, hinten noch zwei koaxiale und vier optische Digitalanschlüsse.

Viel Auswahl für Kanal 6 und 7

Der Analog-Fan wird vier Line-Pegel-Eingänge, einen Aufnahme-Ausgang sowie 7.1 Mehrkanal-Direkteingänge zu schätzen wissen. Sogar Direct Stream Digital (DSD) wird aufgeboten, um alles aus Super-Audio-CDs (SACD) herauszuholen. Im 5.1-Modus kann man die ungenutzten Kanäle für die Lautsprecher Nr. Sechs und Sieben für „Höheneffekte“ nutzen. Quasi Dolby-Atmos-Light. Dank der dualen Subwoofer-Ausgänge ist zudem auch der 7.1 oder 7.2-Kanalbetrieb möglich. Oder aber Kanal sechs und sieben werden zum Bi-Amping der Hauptlautsprecher beziehungsweise zur Beschallung eines zweiten Zimmers eingesetzt.

Trotz opulenter Ausstattung und hoher Leistung sind die Abmessungen des knapp 16 Kilogramm schweren Receivers moderat: 165 x 430 x 420 Millimeter (H x B x T). Wer den Cambridge-Musterschüler haben will, muss etwa 2500 Euro locker machen. Sein kleinerer Bruder, der CXR120, kostet 700 Euro weniger, weil er nicht gar so „muskulös“ ist und im Zweikanalbetrieb nur zwei Mal 120 Watt schafft.

Wer jetzt begeistert vom Sofa hüpft, um in den nächsten Elektronik-Fachmarkt zu traben, sei vorgewarnt: Cambridge is very British, very exclusive! Deshalb empfiehlt es sich, folgende Adresse in die Suchleiste des Browsers zu hacken: www.cambridgeaudio.com. Man findet dort entweder den Fachhändler des Vertrauens oder kauft Online. Have a nice day and always look at the bright side of Live!

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