Der letzte deutsche TV-Hersteller – nein: der Erfinder des Fernsehens kann nach über 95 Jahren nicht mehr anders. Loewe stellt schon zum 1. Juli vorläufig die Produktion in Kronach ein. Was ist der Grund für die Insolvenz, die für mehr als 200 Mitarbeiter aus heiterem Himmel zu kommen scheint? Das liebe Geld natürlich, der schnöde Mammon. Insider sprechen allerdings auch von „Haifisch-Kapitalismus“.

„Leider konnten wir, anders als bei unseren Kunden und Lieferanten, den für eine Aufrechterhaltung des operativen Geschäftes erforderlichen Rückhalt in Form der Gewährung eines Massedarlehens bei unseren Sicherungsgläubigern nicht finden. Wir sind daher aus insolvenzrechtlichen Gründen zum Schutz unserer Gläubiger verpflichtet, den Geschäftsbetrieb vorläufig bei geringster Kostenlast ruhend zu stellen.

Der Kampf geht weiter

Hierdurch soll sichergestellt werden, dass der initiierte Investorenprozess fortgesetzt werden kann“, betont der Vorsitzende der Loewe Geschäftsführung, Dr. Ralf Vogt. „Loewe wird weiterhin alles daran setzen, für unsere langjährigen Distributionspartner und Endkunden eine starke und überzeugende Marke zu bleiben, schnell wieder in die volle Lieferfähigkeit zurückzukehren und sich im Markt attraktiv zu positionieren“, sagt Peter Nortmann, Geschäftsführer für Vertrieb und Marketing.

„Zudem werden wir zusammen mit Partnern beginnen, im internationalen Bereich die Stärken der Premiummarke Loewe über Lizenzgeschäfte mehr als bisher zu nutzen“, ergänzt er. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Rüdiger Weiß von der Kanzlei WallnerWeiß bestellt. Bis zum 1. Juli 2019 seien sowohl die Zahlungen der Löhne und Gehälter im Rahmen von Insolvenzgeld, wie auch die Aufrechterhaltung des operativen Geschäftes sichergestellt.

Nachhaltiges Zukunftskonzept?

Die Loewe Geschäftsführung hat sich in Abstimmung mit der Sachwaltung – auch aus haftungsrechtlichen Gründen – in der vergangenen Woche dazu entschlossen, den Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung zurückzunehmen und in das Regelinsolvenzverfahren zu wechseln.

Im Rahmen der Eigenverwaltung habe man ein nachhaltiges Zukunftskonzept für die Loewe Gruppe erarbeitet, das sich auf die Kernkompetenzen in den Bereichen Vertrieb, Marketing, Produktdesign sowie Forschung und Entwicklung fokussiere. Dieses Zukunftskonzept sei auch Grundlage für den Investorenprozess.

„Neue Entwicklungspartnerschaften“

Nach Angaben des Unternehmens wurden neue Entwicklungs-Partnerschaften im Audio- und TV-Bereich aufgebaut. Spezifische Maßnahmen zur Stärkung des klassischen Fachhandelsgeschäftes will man weiterentwickeln, die weltweite Auslizenzierung der Marke für smarte Produkte vorantreiben. Gleichzeitig wurden die notwendigen Grundlagen für den Aufbau eines Fulfillment-Centers für Elektronik- und Softwarelösungen in Kronach geschaffen, das aus dem heutigen Produktionsbereich entwickelt wird.

„Wir haben sehr hohen positiven Zuspruch bei unseren Partnern auf Kunden- und Lieferantenseite erhalten. Unsere Partner haben uns für die Zukunft vollste Unterstützung zugesagt und diese in den letzten Wochen bereits unter Beweis gestellt“, betont Ralf Vogt. Unabhängig von der Verfahrensart werde die Geschäftsführung auch im Regelverfahren den anstehenden Investorenprozess unterstützen und an der Umsetzung des beschriebenen Zukunftskonzeptes arbeiten.

Weitere „feindliche Übernahme“?

Völlig überraschend ist es nicht, dass im anno 1923 gegründeten Unternehmen das Handtuch geworfen werden musste. Man kann darüber spekulieren, ob Finanz-Investoren mit dem Zurückhalten von dringend notwendigen Geldern bewusst in die Pleite manövrierten. Die „Spezialität“ von Loewe – high-endige aber eben auch hochpreisige OLED TVs mit luxuriöser Ausstattung – verkaufte sich nicht mehr gut.

Wie die beiden „urdeutschen“ Unternehmen Metz und Nordmende erlebt wahrscheinlich auch Loewe eine Art feindlicher Übernahme. Grundig ist längst fest in türkischer Hand, den TV-Markt dominieren Hersteller aus Korea, Japan und China. Bei Loewe hofft man, dass vielleicht ein ausländischer Investor übernimmt und unter dem Namen Loewe seine eigenen Geräte vertreibt.

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