Kann ein Netzwerk-Stereo-Receiver eine überzeugende Alternative zu einem Mehrkanal-AV-Receiver sein? Heimkino-Fans werden den Kopf schütteln, denn fünf, sieben, neun oder elf Kanäle sind nun mal mehr als zwei! Außerdem lassen diese Geräte auch die Wiedergabe in unverfälschtem Stereo zu, haben meist sogar einen diesbezüglichen Direct-Mode – so what?

Ausgerechnet Onkyo als Hersteller hochgelobter Multimedia-Receiver, die sämtliche – inklusive der immersiven – Tonformate beherrschen, bezeichnet seinen neuesten Netzwerk-Stereo-Receiver TX-8390 als „eine überzeugende Alternative zu einem Mehrkanal-Heimkinosystem. „Insbesondere für alle HiFi-Liebhaber, die zukunftsweisende A/V-Funktionen nicht missen möchten“.

Ominöser Hochstrom

Da musste ich zunächst vor Behagen grunzen, denn wofür braucht ein Mensch, der puristische Musik-Wiedergabe favorisiert, den ganzen Surround- und Video-Schnickschnack? Was ist so besonders an dieser nicht sonderlich auffälligen Kiste, die im November in schwarz und silber zum Preis von 899 Euro auf den Markt kommt?

Allein die Tatsache, dass der TX-8390 zwei Mal 200 Watt (6 Ohm, 1 kHz, 10 Prozent THD, 2 Kanäle ausgesteuert) aus dynamischer Audioverstärkung generiert und Hochstrom zur Steuerung großer Tieftöner verwendet, klingt nicht revolutionär.

Die „Seele komplexer Passagen“

Onkyo wird jedoch fast poetisch: „Der sofort verfügbare Hochstrom kann schnell auf dynamische Veränderungen reagieren, um die Seele komplexer musikalischer Passagen maximal authentisch und emotional mitreißend wiederzugeben. Die verbauten Hochstrom-Komponenten, wie besonders geräuscharme Leistungstransformatoren und Glättungskondensatoren, wurden eigens nach speziellen Spezifikationen hergestellt“.

Sämtliche Bauteile mussten angeblich erst Hörtests passieren, bevor sie ausgewählt wurden. Ja Ja. Immer diese Hörtests und die Soundmaster mit den geschulten Ohrwascheln! Möchte einmal miterleben, wie das in der Praxis abläuft. Aber das ist ein anderes Thema.

Vereinigung an der Schnittstelle

Onkyo schwadroniert indes vollmundig weiter: „An der Schnittstelle von Mehrkanal- und HiFi-Verstärkerdesign vereinen sich Konnektivität und Klangqualität“. Der TX-8390 verfüge über sechs HDMI®-Eingänge, Main Out und Sub/Zone 2 Out, alle HDCP 2.3 spezifiziert und mit Unterstützung für 4K/60p, HDR (HDR10, HLG, Dolby Vision™), BT.2020 und 4:4:4/24-Bit Farbabtastung.

Aufgrund grafisch überlagerter Medien-Input/Output-Informationen auf der Benutzeroberfläche könnten Filmliebhaber sicherstellen, dass die Parameter der Quelle identisch mit denen der Wiedergabe sind – hier spielten zum Beispiel Daten wie das HDR-Format und die Video-Frame-Rate eine Rolle.

Was juckt es den Audiophilen?

Was das für einen praktischen Nutzen hat? Keine Ahnung. Und nochmal: wieviel Interesse haben audiophile Menschen, die am liebsten ihren favorisierten Klängen lauschen und deshalb auf Mehrkanal-Receiver bewusst verzichten, an Videodaten? „Der HDMI Sub/Zone 2 Ausgang kann den über Main laufenden Inhalt über einen beliebigen HDMI-Eingang spiegeln oder verschiedene Inhalte gleichzeitig im Zone 2 Modus wiedergeben“, lenkt Onkyo ab.

Alles andere als eine Neuigkeit, eher schon eine Selbstverständlichkeit, maule ich da frech nach. Auch, was die Information angeht, dass die HDMI-Karte über eine kurze Signalpfad-Topologie und extra große Masse verfügt, um Störungen zu begrenzen, damit die Integration von Video- und Netzwerkfähigkeit nicht zulasten der hohen Audioqualität geht, werte ich als überflüssig.

Ready for MQA

Der Quad-Core SoC, der 802.11ac (2×2 MIMO) 5 GHz/2.4 GHz Wi-Fi® ermöglicht, ist vom Audio-Schaltkreis isoliert. Darüber hinaus verfügt der AK4458 Stereo-DAC über eine VLSC™ Ausgangsfilter-Schaltung, um ultrahochfrequentes Pulsmodulationsrauschen zu löschen. Ei der Daus! Und wozu das Ganze?

„Diese Technologien können ihre Stärken insbesondere bei hochauflösenden Audioquellen ausspielen – einschließlich PCM-Dateien bis 384 kHz/32-Bit und DSD256/128/64. Der Receiver arbeitet auch mit der MQA-Technologie: MQA-Alben können über relevante Online-Dienste gestreamt oder auf einen USB-Speicherstick bzw. PC/NAS heruntergeladen und abgespielt werden.

Die üblichen Verdächtigen

Auf der Technologieübergreifenden Netzwerkplattform des TX-8390 vereinen sich Streaming-Dienste wie Amazon Music, TIDAL, Spotify®, Deezer und TuneIn – alle sind über den Onkyo Controller zugänglich. Die integrierte Chromecast-Technologie überträgt Musik von Smartphone, Laptop oder PC an den Receiver, wobei sich die Wiedergabe ganz einfach mit Chromecast-fähigen Apps auf Android™ Smartphones oder Tablets, Chromebook, Windows® PC oder iPhone, iPad oder Mac kontrollieren lässt.

Zusammen mit einem Gerät mit integriertem Alexa Sprachassistenten funktioniert der TX-8390 auch auf Zuruf. Apple AirPlay 2 wurde entwickelt, um Heim-Audiosysteme und Lautsprecher in jedem Raum direkt über iPhone, iPad, HomePod oder Apple TV zu steuern. Die Onkyo Music Control App synchronisiert Audio von Streaming-Diensten mit Lautsprechern, welche die DTS Play-Fi®-Technologie unterstützen. FlareConnect™ nutzt den Onkyo Controller, um Quellen auszuwählen, die an kompatible Lautsprecher weitergegeben werden sollen. Schnelles Streaming ist ebenso per Bluetooth® Wireless-Technologie möglich.

„Intuitive Bedienbarkeit“

Viel Entwicklungsaufwand verbirgt sich nach Herstellerangaben hinter der intuitiven Bedienbarkeit des TX-8390. Über „My Input“, einen Wählknopf auf der Vorderseite, kann allen vier Eingängen eine Speichervoreinstellung (Lautstärkepegel, Hörmodus und Tonpegel) zugewiesen werden.

Der TX-8390 ist zudem Onkyos erster Stereo-Receiver mit AccuEQ Raum-Kalibrierung, welche ursprünglich für Mehrkanal-AV-Receiver entwickelt und nun auch für Stereo angepasst wurde. AccuEQ gestaltet sozusagen vollautomatisch ein harmonisches Klangfeld.

Recht Anschluss-freudig

Der Stereo-Receiver verfügt über zwei Paar vergoldete transparente Lautsprecheranschlüsse für A/B und A+B Speaker Drive, eine Schaltfunktion, mit der zwei Boxenpaare unabhängig oder gleichzeitig angeschlossen und betrieben werden können. Die Terminals sind zudem Bi-Wire-kompatibel, um geeignete Schallwandler zu noch mehr Leistung im Mittel- und Hochtonbereich anzuspornen.

Auch ein Vorverstärkungsmodus und vordere Vorverstärkerausgänge für externe Endstufen gehören zur Ausstattung. Letztere verdoppeln sich als Zone 2 Line-Outs für verteilte digitale/analoge Audiosignale. Der Pure Audio Mode schaltet die nicht aktiven Schaltkreise für ein authentisches, störungsfreies Hörerlebnis ab.

Gut gerüstet

Der Onkyo TX-8390 kommt mit zwei optischen digitalen Audioeingängen und einem rückseitigen USB-Anschluss auf den Markt – vergoldet sind ein koaxial digitaler Eingang, vier analoge RCA-Eingänge und ein MM-Phonoeingang. Des Weiteren findet sich eine Antenne für FM/DAB+ Tuner und ein vorderer USB-Anschluss für Audio. Duale Subwoofer-Vorverstärkerausgänge sind ebenfalls mit an Bord.

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