Im Prinzip darf man sich ja freuen, dass Metz – ähnlich wie Loewe – wieder zurück in den Markt gefunden hat und Fernseher baut, die in der Branche durchaus Aufsehen erregen und sich stets durch kleine, aber feine Details von den Konkurrenten unterschieden. Besonders der neue Metz Novum OLED-TV glänzt derzeit im Licht der Öffentlichkeit – aber davon später.

Äußerst erfreulich ist, dass der Metz-Produktionsstandort Zirndorf bei Nürnberg erhalten blieb und 152 von vormals 219 Mitarbeitern weiter dort arbeiten können. Ansonsten hat das im Jahr 1938 von Paul Metz gegründete Unternehmen aber nichts mehr mit der Traditionsmarke gemein. Seit 2015 gehört der fränkische TV-Hersteller dem führenden chinesischen Elektronik-Konzern „Skyworth“.

Wo Metz draufsteht, ist LG drin

Mit diesem „idealen Partner für die weitere Entwicklung“ an der Seite, werde man auch in Zukunft als hochwertige Premium-TV-Marke auf dem Markt für Unterhaltungselektronik auftreten, betonte Metz-Geschäftsführer Norbert Kotzbauer anlässlich des Neustarts. Jetzt ist es so weit: der Metz Novum OLED ist als 55, bzw. 65-Zöller bei den Händlern angekommen. Muss sich die Konkurrenz warm anziehen?

Eher nicht. Denn wo Metz draufsteht, ist erst einmal LG drin. Was nicht weiter schlimm wäre, denn die Koreaner sind derzeit die einzigen Hersteller großer OLED-Displays und statten zum Beispiel auch Loewe und Philips aus. Eine eingebaute Festplatte zur Speicherung von Aufnahmen des Twin-Tuners ist ein nettes Extra, genau wie die Lautsprecher in einem massiven Holzgehäuse unter dem Bildschirm und die Möglichkeit, Filme in 3D wiederzugeben.

Ein Smart-TV mit großen Defiziten

Wenn Audio Video Foto-Bild in der Ausgabe 12/216 einerseits ein klares, verständliches, durchdachtes Menü lobt und andererseits die dicke, ausführliche Bedienungsanleitung anerkennend erwähnt, beißt sich der Hund in den Schwanz. Denn was sich logisch selbst erklärt, muss normalerweise nicht mehr haarklein beschrieben werden. Dickstes Manko eines modernen Smart-TVs ist allerdings ein großes Defizit an schlauen Funktionen.

Viel mehr als Mediatheken der TV-Sender fische der Metz nicht aus dem Netz. Falls ein Fachmagazin Interessierten raten muss, sich gleich auch einen Netzwerkplayer wie den Amazon Fire TV für rund 100 Euro anzuschaffen, um den neuen Metz-TV fit für den Empfang von Netflix, Amazon und Co. zu machen, kommt das einem Armutszeugnis (natürlich für den Hersteller, nicht für die Zeitschrift) gleich.

Der Hammer-Preis ist kein Preishammer

Der absolute Hammer ist aber der Preis: während „das Original“, der LG OLED 55B6 als tatsächlich enorm „smarter“ 55-Zöller mit einer Bilddiagonale von 140 Zentimetern etwa 3000 Euro oder weniger! kostet, muss man für den Metz NOVUM OLED 55 nochmal  2000 Euro drauflegen! Dafür kriegt man bei LG schon locker den 65 Zoll großen Bruder (165 Zentimeter Diagonale) für 4500 Euro, der bei Metz mit 7000 Euro zu Buche schlägt. Ich bin kein Wirtschaftsfachmann, aber das kann´s doch nicht sein!

Ein paar edel designte Details, die integrierte Festplatte, 3D und das Gütesiegel „Made in Germany“ reichen nicht aus, um die Kundschaft dermaßen zur Kasse zu bitten. Gerade jetzt, wo Metz mit dem chinesischen Elektronik-Konzern „Skyworth“ einen finanzstarken Partner zur Seite hat, der lässig eine kurze Durststrecke überwinden könnte, bis das adoptierte Sorgenkind fest auf eigenen Beinen steht und sich nach guten Absatz-Zahlen von TVs im normalen Preissegment wieder fest in den Reihen renommierter Hersteller etabliert hat, kann und darf man einen über Jahrzehnte gewachsenen Kundenstamm nicht mit solch brachialer Wucht vor den Kopf stoßen.

Vorzeichen für Abzug aus Deutschland?

Wäre man ein überzeugter Verfechter von Verschwörungs-Theorien, könnte man mutmaßen, dass „die Chinesen“ den Standort Deutschland kaputt sanieren, in Zirndorf eine breite Schneise der Verwüstung hinterlassen und im Reich der Mitte mit dem wertvollsten Betriebskapital, dem Know-How und der immensen Erfahrung der Metz-Ingenieure, komplett neu durchstarten. Natürlich im Alleingang. Paul Metz, der Firmengründer und auf soziale, beinahe familiäre betriebsinterne Strukturen bedachte Pionier der Fernsehtechnik in Deutschland, würde sich im Grab umdrehen.

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