Unser geschätzter Leser Arian Mamusha brachte nach einem jüngst erschienen Artikel über Fluch oder Segen der 8K-Technik in einem Kommentar den Stein ins Rollen. Ist 4K das Limit oder macht es Sinn, immer weitere, noch höher auflösende Formate zu entwickeln? Anders formuliert: wird das menschliche Auge irgendwann überfordert und bemerkt keine Unterschiede mehr?

So ein komplexes Thema kann man nicht in ein oder zwei Absätzen aufdröseln, da muss man gründlich recherchieren um letztlich festzustellen, dass die Antwort ebenso diffizil ist wie die Frage selbst. Ich habe mich mal gründlich reingekniet und bin im nachfolgenden Text natürlich darauf angewiesen, aus diversen Quellen zu zitieren. In der Hauptsache aus der Wikipedia, aus dem Buch „Medientechnik“ von Claus Burosch, dem Video-Magazin sowie aus den Pressemeldungen von Pionieren in der Herstellung hochauflösender Filmkameras wie RED oder Canon, die unmittelbar vor dem Sprung auf 8K-Aufzeichnungen stehen.

Gemeinsamkeiten von Kröte und Mensch

Tröstlich zu wissen ist, dass Wirbeltiere wie zum Beispiel der Mensch über sehr empfindliche und teils hoch entwickelte Sinnesorgane verfügen, deren Zentrum der Augapfel ist. Von der Evolution verwöhnte Augen dienen der kontrastreichen Bildwahrnehmung, deren Qualität mit der Fähigkeit steigt, Helligkeitsunterschiede differenziert wahrzunehmen. Dies drückt sich wiederum in einer entsprechenden Sehschärfe aus, die bei Tag, Dämmerung oder Nacht sehr unterschiedlich sein kann.

Hand auf´s Herz: Wer hätte vermutet, dass ein Krötenauge die meisten Teile aufweist, die auch das menschliche Auge hat? Lediglich die Augenmuskeln fehlen. Weswegen ein Kröterich, der ruhig am Tümpel hockt, keine ruhenden Gegenstände erkennen kann, da es ihm unmöglich ist, nach rechts oder links zu linsen. Ein Hühnerauge hingegen ist eine blinde Nuss. Es sieht überhaupt nichts, da es der Schuh drückt, den sein Besitzer trägt. Es rächt sich, indem es zurück drückt, der bedauernswerte Mensch jammert und humpelt und ich schweife vom Thema ab…

Hochleistungs-Optik und Super Prozessor

Grundsätzlich funktionieren unsere Augen wie Kameras. Augapfel und Pupille sind quasi Bestandteile eines Hochleistungs-Zooms. Der Lichteinfall wird über eine Blende (die Pupille, die sich weitet und zusammenzieht) reguliert, der Sehnerv verbindet das System mit dem leistungsstarken Prozessor Gehirn. Um die Auflösung der optischen Eindrücke kümmert sich die Netzhaut, die aus Millionen lichtempfindlicher Sinneszellen besteht, die Zapfen und Stäbchen genannt werden.

Wie auf der Speicherkarte in der Kamera wird das in der Außenwelt reflektierte Licht durch Hornhaut, Pupille, Linse und den sogenannten Glaskörper geleitet und im Augeninneren auf der Netzhaut gebündelt. Unsere beiden eingebauten Objektive regeln gemeinsam mit Millionen lichtempfindlicher Nervenzellen Bildschärfe, Farbe und Kontrast, doch erst das Gehirn schafft es, aus der Flut von Lichtwellen und Reizen einen optischen Gesamteindruck zu bilden.

Aufgrund seiner Gehirnkapazität schafft es der Mensch, in einem vergleichsweise minimalem Spektralbereich des Lichtes eine Vielfalt an Farben zu erkennen. Aus etwa 200 Farbtönen werden vollautomatisch annähernd 20 Millionen Farben „extrahiert“, und zwar sehr subjektiv. Vereinfacht ausgedrückt: die Farbe, die ein Mensch sieht, muss nicht zwangsläufig dieselbe sein, die von einem anderen Menschen als solche definiert wird.

35-Millimeter-Film nach wie vor das Mass aller Dinge

Egal, ob tiefschwarze Nacht oder gleißendes Scheinwerferlicht vorherrscht – unsere Augen passen sich den Verhältnissen an. Wir können in der freien Natur etwa 500 verschiedene Helligkeitswerte erkennen – bei TV-Displays sind es seit Einführung der Ultra-HD-Technik immerhin noch 200. Tendenz steigend.

Ist 8K also sinnvoll oder überflüssig? Wenn man bedenkt, dass man mit 4K-Auflösung erst langsam an das Niveau des guten alten 35-Millimeter-Films herankommt, erscheint es logisch, bessere Ergebnisse anzustreben. Bildwiederholungsraten von maximal 120 Vollbildern pro Sekunde, die modernste Filmkameras schaffen, lassen selbst IMAX-HD (48 Vollbilder pro Sekunde) alt aussehen, außerdem versprechen deren Entwickler einen entscheidend erweiterten Farbraum.

Jüngst ging die Meldung durch die Presse, dass eine japanische Fernsehgesellschaft in Kooperation mit Sony und Panasonic die Olympischen Spiele im Jahr 2020, die im Land der aufgehenden Sonne stattfinden, in 8K-Auflösung übertragen will. Ein ehrgeiziges Ziel. Gleichzeitig eine verstörende Botschaft in einer Zeit, da man nach der Etablierung von Full-HD gerade mal dabei ist, Ultra-HD als Standard für die Zukunft zu pushen. Wer sich erst vor ein paar Jahren einen Full-HD-TV gekauft hat, wird höchstwahrscheinlich in Erwägung ziehen, mit einer weiteren Neuanschaffung noch zu warten. Denn 8K muss ja auf jeden Fall mindestens doppelt so gut sein wie 4K – oder?

Drücken sich die Fernseh-Anstalten?

Kritiker und Experten bemäkeln in seltener Eintracht hohe Kosten, die schlussendlich der Verbraucher für die Übertragung von 8K-Inhalten bezahlen müsste, denn der technische Aufwand, der nötig wird, um dies zu bewerkstelligen, ist enorm. Fachleute erkennen abgesehen vom größeren Spielraum bei der nachträglichen Bearbeitung und der Bildstabilisierung von Filmaufnahmen in 8K fast keine Vorteile, was das Resultat, das am heimischen Empfänger ankommt, anbelangt. Nur wer sehr nahe am Bildschirm sitze, könne überhaupt Unterschiede zu 4K erkennen. Aber wer hat schon Lust, einem Riesen-Display mit mindestens zwei Metern Diagonale dermaßen auf die Pelle zu rücken?

Dennoch signalisierten auch deutsche Sende-Anstalten bereits jetzt, wo man sich gerade an Ultra-HD gewöhnt, lebhaftes Interesse am zukünftigen Format. Roland Seibt vom Magazin Video meldete früh Zweifel an und vermutet ein Täuschungsmanöver. In einem Artikel vom 15. September 2015 schrieb er, dass sich die Verantwortlichen bei ARD und ZDF vielmehr vor schnellen Ausgaben in Sende- und Produktionstechnik drücken wollen: „Wer weiß, dass solches Investitionsgut auf zwanzig Jahre abgeschrieben werden muss, sieht, dass die Sender sich anscheinend eben erst 720p-Studios gekauft haben“.

In zehn Jahren könne 8K-Equipment tatsächlich nur unwesentlich teurer als 4K-Geräte sein. Aber dass in 8K aufgezeichnet und produziert werde, bedeute noch lange nicht, dass auch so ausgestrahlt werde. Bei Regie, Schnitt und Mastering sollte immer noch ein Headroom (Aussteuerungsreserve, im Englischen Headroom, ist ein Begriff aus der Rundfunk- und Fernsehtechnik. Er bezeichnet den Unterschied zwischen Nennpegel und technischem Maximalpegel. Quelle: Wikipedia) an Auflösung, Farbumfang und Bittiefe existieren, damit Ausschnitte nicht unscharf erschienen oder Farben grenzwertig ankämen. Gleiches, so Seibt, gelte für die Filmbranche. Auch hier würden Filme qualitativ deutlich besser gespeichert als im Kino vorgeführt oder für zu Hause aufbereitet.

Käufer wird es mit Sicherheit geben

Unter dem Strich kann man also nur bescheidene Vorsprünge aufführen: Den nochmals erweiterten Farbraum sowie die Darstellung von deutlich mehr als 200 Helligkeitsstufen. Wer will oder braucht das? Trotz minimaler Vorzüge der neuen Technik wird es meiner Meinung nach genügend Leute geben, die gerne bereit sind, viel Geld in neue TVs, Beamer oder Ultra-HD-Blu-ray-Player zu investieren. Man ziehe Vergleiche mit der Hifi-Branche.

Schon längst gibt es Verstärker und Boxen, die das durchschnittliche menschliche Hörvermögen überfordern. Hochwertige Geräte schaffen es locker, den Frequenzgang von 20 bis 20000 Hertz abzudecken. Jenen Hörbereich, den der Mensch im optimalen Fall wahrnehmen kann. Meist ist das individuelle Spektrum enger begrenzt und mit zunehmendem Alter verkleinert sich die Hörfläche insbesondere bei hohen Frequenzen – wer zweifelt, unterziehe sich einem Hörtest.

Trotzdem werden massenweise teure Hifi-Bausteine und Lautsprecher verkauft, die im übertragenen Sinne über das Ziel hinaus schießen. Warum? Als selbst mit dem High-End-Virus infizierter, glücklicher Spinner wage ich im Namen meiner Leidensgenossen zu behaupten, dass wir „differenzierter“ zu hören in der Lage sind. Sozusagen über ein geschultes Gehör verfügen. Unter einer hochwertigen Box versteht unsereiner nicht 08/15-Tief-, Mittel- und Hochtöner in einer klapprigen Holzkiste, sondern ein von begnadeten Akustikern entwickeltes „Instrument“ mit individuell abgestimmten Frequenzweichen, High-Tech-Dämmstoffen und Bassreflex-Röhren. Bestückt mit erlesenen, aufwändig nach verschiedenen Prinzipien gefertigten Schallwandlern und abgestimmt auf unterschiedlichste Hörräume und Hörgewohnheiten.

Nur die Spitze des Eisberges in Sicht?

Wer würde sich Lautsprecher für 50000 Euro oder AV-Receiver für 10000 Euro und mehr zulegen, wenn solche für 500 Euro den gleichen Zweck erfüllten? Auf gleiche Art und Weise trennt sich meiner unmaßgeblichen Meinung nach bei Käufern von Flatscreens oder Beamern die Spreu vom Weizen. Derjenige, der mehr „im Vorbeigehen“ fernsieht, um sich über das tagesaktuelle Geschehen zu informieren oder mal ein Quiz oder einen Krimi zu gucken, wird vielleicht noch nicht mal jetzt einen Full-HD-TV vermissen, sondern sein Röhrengerät preisen, das ihm schon zehn Jahre oder noch länger gute Dienste leistet.

Der Heimkino-Fan, der Cineast, der Fußballfan mit Sky-Abo oder auch nur der Bequeme, der den Streaming-Content von Amazon oder Netflix vollumfänglich genießen will, wird längst nach 4K geschielt haben und in wenigen Jahren bestimmt auch an 8K-Geräten interessiert sein. An überzeugenden Argumenten für den Umstieg wird es seitens der Hersteller bestimmt nicht fehlen und vielleicht erkennen wir alle bis jetzt ja nur die Spitze des Eisberges und werden positiv überrascht…

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